BINNENSCHIFF Journal 4/2020 | S24 • Es muss Toleranz gegenüber Instabilitäten und Fehlern herrschen. Jede Veränderung führt auch dazu, dass alte Routinen aufgegeben und neue Verhaltensmuster und Vorgehensweisen eingeübt werden müssen. So etwas braucht Zeit, Geduld und die Bereitschaft, auf Fehler tolerant zu reagieren. • Eine Streit- und Lernkultur muss aufgebaut werden (oder bereits vorhanden sein). Veränderungsprozesse führen auch dazu, dass man eben nicht auf Erfahrungswissen zurückgreifen kann. • Die Führungskräfte müssen als Förderer des Wandels einen aktiven Beitrag leisten. Wie so oft kommt dem Führungsverhalten in Situationen des Wandels und der Veränderung eine zentrale Bedeutung zu. Sie müssen den Wandel nicht nur vorbereiten, sondern auch kommunizieren, begründen, einleiten, umsetzen und vorleben. •„Change Agents“ sollten als Missionare, Vorbilder und methodische Experten eingesetzt werden. Hierzu gehören die Fachkräfte für Arbeitssicherheit und die Arbeitsschutzbeauftragten ebenso wie Qualitätsverantwortliche. Die 8 Aspekte des guten Veränderungsmanagements. Auch wenn jedes Veränderungsprojekt individuell und einzigartig ist und von seinen Zielsetzungen, Rahmenbedingungen und beteiligten Personen her betrachtet und entsprechend strukturiert werden muss, so gibt es dennoch acht grundlegende Aspekte (neben einer klaren Zielsetzung und einer Auftragsklärung unter allen Beteiligten), deren Berücksichtigung den Erfolg einer Veränderungsmaßnahme zwar nicht garantieren, wohl aber befördern können. 1. Bildung Projektteam/Steuerungsgruppe Jeder Betrieb, das einen umfassendere Veränderungsprozess anstößt, sollte ein eigenes Projektteam oder eine Steuerungsgruppe einrichten. Zentral ist, dass alle Mitglieder dieses Teams den (bevorstehenden) Wandel als positiv erleben. Gerade im Bereich des Arbeitsschutzes ist es nicht immer leicht, „Überzeugungstäter“ zu finden. Entsprechende Aktivitäten werden häufig als lästig, kostentreibend, unnötig und störend erlebt. Umso wichtiger ist es, eine überzeugende und auch tatsächlich absolut priorisierte Sicherheitskultur auf einem Schiff oder im Bereich der Häfen zu entwickeln („safety first“). 2. Entwicklung von Leitlinien Bevor das Team inhaltlich zu arbeiten beginnt, sollte es sich auf Regeln verständigen, wie man innerhalb des Betriebs vor, während und nach der Veränderung miteinander umgehen möchte. Solche Regeln müssen unbedingt zu Beginn des Prozesses vorliegen und transparent sein, denn solche Leitlinien wirken den Sorgen und Ängsten der Beteiligten positiv entgegen. Ebenso wesentlich ist eine klare Formulierung der Ziele des Wandels, z.B. die Senkung der Anzahl von Verletzungen, Ausfalltagen oder Beinaheunfällen. 3. Vernetzung Da Veränderungsprozesse, insbesondere solche umfänglicherer Natur, immer mehr oder weniger große Teile der Organisation betreffen, ist eine bereichsübergreifende Verzahnung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Ressourcen der betroffenen Bereiche unabdingbar. 4. Festlegung von Verantwortlichkeiten In jedem Veränderungsprojekt müssen Verantwortlichkeiten eindeutig festgelegt werden. Dies sollte klar und eindeutig geschehen, bevor der Veränderungsprozess gestartet wird, um so den Mitarbeitenden ein Gesamtbild über den geplanten Veränderungsprozess und eine Orientierung für die Zukunft zu geben. 5. Zeitplanung Die Festlegung von Zwischenzielen ist wesentlicher Bestandteil der Planung eines Veränderungsprozesses. Dabei sollte der zeitliche Aufwand von Veränderungsschritten (Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung) zur Effektivität der Maßnahmen im Verhältnis stehen. Die Frage, wann welche Informationen an welche Zielgruppen gegeben werden, ist sorgfältig zu diskutieren und zu planen. Auf dieser Grundlage müssen zielgruppenspezifische Aktivitäten (Information, Partizipation, operative Umsetzung) – auch hinsichtlich ihres Ausmaßes und ihrer Frequenz – vorbereitet werden.
6. Initiierung von Partizipation Wo immer möglich sollte im Rahmen von Veränderungsprozessen eine maximale Beteiligung der Betroffenen an den verschiedenen Phasen bzw. Stufen des Veränderungsprozesses gewährleistet werden. So lassen sich Phasen der Unsicherheit verkürzen, die Gerüchtebildung wird verhindert und das Vertrauensverhältnis wird gestärkt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die frühzeitige Einbindung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Auswahlprozess von Teilen der persönlichen Schutzausstattung, denn diese muss von den Beteiligten künftig im Alltag zuverlässig genutzt werden. 7. Einplanen von Flexibilität Zwar heißt es, dass nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie, aber man weiß auch, dass zwischen (theoretischer) Planung und (praktischer) Umsetzung in den seltensten Fällen eine 1:1-Beziehung besteht. Daher sollte die Planung von Veränderungsprojekten selbstverständlich richtungweisenden Charakter haben, aber es sollte auch zumindest mitgedacht werden, dass sie in der Umsetzung nicht immer hundertprozentig bindend sein kann. 8. (Weiter-) Entwicklung der Organisationskultur Veränderungsprozesse, deren erfolgreiche Umsetzung vor allem davon abhängt, dass alle im Betrieb „an einem Strang ziehen“, müssen auf eine entsprechende Unternehmenskultur aufbauen können, denn ansonsten erweisen sie sich allzu oft als „Rohrkrepierer“. Dies setzt voraus, dass man eine realistische Einschätzung der bestehenden Arbeitskultur, mithin eine Aussage über die Veränderungsfähigkeit und –bereitschaft des Betriebs und seiner Mitarbeitenden vornehmen kann. Zudem sollten Veränderungsprozesse unbedingt einer „Gewinner-Verlierer-Mentalität“ beraubt werden, was bei zahlreichen Veränderungsprojekten, speziell, wenn sie auf Effizienzsteigerungen abzielen oder aber ein „komplizierteres Handeln“ (wie es bei Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen häufig der Fall ist), nur schwerlich oder auch gar nicht möglich ist. Je mehr es gelingt, echte „Win-Win-Situationen“ zu schaffen, umso eher darf man auf eine erfolgreiche Umsetzung des Veränderungsprozesses hoffen. (SP) informiert Fachzeitschrift Newsportal Presseservice B2B Network Firmensuche Jobportal www.logistik-express.com
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