BINNENSCHIFF Journal 3/2020 | S30 NIBULON MAX NIBULON MAX Bild Nibulon Die Wasserstraße ist ein strategischer Weg vom Feld zum Meer. Der ukrainische Getreideverband geht davon aus, dass aktuell 59 Mio. Tonnen Getreide für den Export zur Verfügung stehen (98 Mio. Tonnen Ernte). Und daran wird sich in Zukunft nichts ändern, wenn die Nachfrage am Weltmarkt erhalten bleibt. Folglich müssen die Transportmöglichkeiten besser wahrgenommen werden. Insgesamt werden nur 10 Prozent auf der Wasserstraße transportiert (Bahn 70%, LKW 20%). In der Dnepr-Region werden zum Beispiel 44 Mio. Tonnen Getreide geerntet, aber nur 5 Mio. am Fluss transportiert. Das landwirtschaftliche Unternehmen NIBU- LON (Akronym für die Gründerstädte Nikolaev, Budapest, London), wurde 1991 in der Ukraine gegründet und zählt zu den Pionieren des neuen Staates. Das Agrarunternehmen besitzt auch eine eigene Reederei (seit 2009) mit fast 100 Schiffen, eine eigene Schiffbauwerft (seit 2012), zahlreiche Umschlagseinrichtungen und verwaltet mehr als 80.000 ha Agrarfläche. 1998 wurde, erstmals in der Ukraine, Geld von der Weltbank an das Unternehmen vergeben. Inzwischen kann NIBULON sich schon mehrmals als ausgezeichneter Getreidehändler des Jahres bezeichnen und durfte 2008 sogar an Nahrungslieferungen der Vereinten Nationen teilnehmen. Aktuell transportierte die Reederei NIBULON etwa 3.8 Mio. Tonnen auf der Wasserstraße. Die Zielsetzung ist, in naher Zukunft 6 Mio. Tonnen zu transportieren. Um die Wasserstraße besser nutzen zu können, finanziert NIBULON sogar selber den Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur auf den Flüssen Dnepr und Bug. „Die Wiederbelebung der Schifffahrt und des Schiffbaus, sind äußerst notwendige und wichtige Impulse für die Entwicklung der ukrainischen Wirtschaft. Unser Unternehmen hat es geschafft zu beweisen, dass die Schifffahrt und der Schiffbau ein enormes Potenzial haben und die Entwicklung der Logistik, der Metallurgieindustrie, der Bauindustrie und der gesamten Wirtschaft des Landes dienen“, sagte der NIBULON-Generaldirektor. Bisheriger Höhepunkt in der Konzern Flotte und im Schiffbau war die Inauguration des Selbstladers NIBULON MAX im September 2019. Ocean Shipyard LLC ist eine Werft in Nikolaev am Schwarzen Meer mit wechselvoller, 70ig-jähriger Geschichte und war in der Sowjet Ära ein Vorzeigebetrieb, wo gleichzei-
TOUAX SL tig an 27 Schiffen gebaut wurde und mehrere tausend Arbeiter Beschäftigung fanden. Nach der Staatenteilung wurde das Unternehmen privatisiert, hatte klingende Namen der Schiffbauindustrie, wie Damen Shipyards oder Aker, als Eigentümer im Haus. Seit 2018 hat die Werft einen ukrainischen Eigentümer, der trotz widrigster Umstände wieder Aufträge einfahren und Mitarbeiter aufnehmen konnte. Aber die Gefahr ist nicht gebannt. Viele Altlasten schweben noch bedrohlich über den Köpfen der Werftarbeiter, die allerdings fest entschlossen sind, um ihre Werft zu kämpfen. T atsächlich haben die Mitarbeiter in den letzten Monaten ein kleines, aber beeindruckendes Beispiel ihrer Leistungsfähigkeit erbracht. Trotz politischer und juristischer Steine am Weg, ist es den 700 Mitarbeitern in der Werft ausgerechnet mitten in der Corona-Krise gelungen, zwei Schubleichter termingerecht zu exportieren. Der Heimathafen für die neuen, von Eurobulk Transport Maatschappij / NL bestellten Fahrzeuge, wird Dordrecht sein, wo sie noch im Mai ankommen und von der französischen Reederei TOUAX übernommen werden. Die Donaustadt Ismail, im Donaudelta gelegen, ist nicht nur ein wichtiger Handels- und Passagierhafen in der Ukraine, sondern auch ein Schiffbauzentrum von historischer Bedeutung – und schwer gezeichnet vom Zerfall der Sowjetunion mit all den negativen Folgen in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Was die beiden Werftstandorte in der Stadt in den letzten Jahren gebaut und repariert haben, hatte jedenfalls nicht immer etwas mit einem Aushängeschild zu tun, das man als aufstrebender Industriestandort gerne der Weltöffentlichkeit zeigen würde. Jetzt arbeiten die Schiffbauer in Ismail an einem Projekt, dass vielleicht auch endlich ihnen Geld und Anerkennung bringen wird. Denn sie, die Schiffbauer und ihre Familien, für die es in der Region kaum alternative Verdienstmöglichkeiten gibt, sind die tatsächlich Leidtragenden der Situation. Das aktuelle Projekt mit dem Namen „D-6000“ ist ein See/ Fluss Güterschubleichter für Getreidefracht im Inland und soll in der zweiten Jahreshälfte abgeliefert werden. Auftraggeber für diesen Bau ist die Agrarholding AgroVista. Einer der größten internationalen Getreidehändler in der Ukraine, der gerade sein 20jähriges Jubiläum gefeiert hat. AgroVista folgt dem Trend Ablieferung von zwei TOUAX Schubleichtern Bild OCEAN
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