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Binnenschiff Journal 3/2020

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Binnenschiff Journal 3/2020

BINNENSCHIFF

BINNENSCHIFF Journal 3/2020 | S18 Die Verdünnung durch das Rheinwasser hat also nicht ausgereicht, um die Gefahr zu reduzieren. Die Conclusio der verblüfften Forscher, eine relativ kleine Abwassermenge aus einem einzigen Industriebetrieb beeinflusst die Wasserqualität eines der wichtigsten Trinkwasserversorger der Welt nachhaltig. Ein anderer Fall wurde im Jänner bekannt, als die Save in Kroatien und Serbien zur wenig schmeichelhaften Bezeichnung „Superbug-River“ kam. Hier wurden also nicht resistente oder multiresistente Keime gefunden, sondern der Supergau in Form von vollständig medikamentenresistenten Keimen. Was war geschehen, wie konnte der wichtige Fluss die Millionenstadt Belgrad derart bedrohen? Auch hier fanden Forscher ein einziges Pharmaunternehmen in Kroatien, das seine Abwässer in die Save geleitet hat. Für die Mikrobiologin Nikolina Udikovic Kolic war das, was sie 15 Kilometer flussaufwärts von Zagreb gemacht hat, wie eine Art von Polizeiarbeit. Versteckt im Unterholz des bewachsenen Ufers untersuchte sie einen Abfluss des örtlichen Pharmaunternehmens und fand etwas, wovon sie behauptet, „das ist eines dieser Dinge, die den Lauf der Menschheit in den nächsten hundert Jahren völlig verändert wird“. Die von Kolic gefundenen Antibiotikawerte waren 1000 Mal höher, als man normal erwarten würde. Und wieder konnte die natürliche Durchmischung des Flusses die Konzentration der Gifte über Kilometer nicht ausreichend verdünnen. In diesem Fall hat sich eine kroatische Forscherin mit einem israelischen Pharmakonzern angelegt. Man braucht kein Prophet zu sein um zu wissen, wie der Kampf ausgehen wird. In anderen Fällen sind es europäische Konzerne, die wohl ebenso damit rechnen, nicht kontrolliert zu werden. Aufruf: Die ICPDR / IKSD Donauschutzkommission gibt einen Zwischenüberblick über wichtige Wasserwirtschaftsfragen (SWMIs) im Donaueinzugsgebiet für den 3. Donaueinzugsgebietsmanagementplan (3. DRBMP) und fordert die Öffentlichkeit auf, bis 22. Juni 2020 zu diesem Dokument Stellung zu nehmen. E-Mail an: wfd-fd@icpdr.org | Details: https://www.icpdr.org/main/public-participation-interim-overview-swmi Die UNO hat 2019 festgestellt, dass der Anstieg antibiotikaresistenter Keime bis 2050 zehn Mio. Menschen das Leben kosten könnte. Die Feststellung beruht auch auf einem globalen Forschungsergebnis über den Zustand der Flüsse. An 711 Standorten in 72 Ländern wurden die Flüsse untersucht und festgestellt, dass 65 % durch Antibiotika verseucht sind. 35 % der afrikanischen Flüsse sind kontaminiert, aber auch 8 % der europäischen Flüsse. Einer davon, die Donau, ist der auf dem Kontinent am stärksten verschmutzten Fluss. Manche Probenergebnisse waren viermal so hoch, wie das als sicher angenommene Niveau. Alistair Boxall von der University of York, der die Studie koordinierte nannte namentlich den Donaukanal in Wien, ein beliebter Ort für die Fischerei, wo „ziemlich hohe“ Antibiotikawerte gefunden wurden. Insgesamt beschreibt das Bild über unsere wichtigste Lebensgrundlage, sauberes Wasser, einen dramatischen Zustand. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass unsere Regierungen von Covid völlig überrascht wurden und überfordert reagiert haben. Ein Problem, das nicht an den Ursachen bekämpft wird, kann womöglich mit allem Geld der Welt nicht mehr beseitigt werden. Man sieht, wir müssen nicht die großen Wasserverschmutzungen aus der Vergangenheit zitieren. Vielleicht kann man heute sogar sagen, die Sandoz Katastrophe in Basel (1986), Baia-Mare (2000) oder Kolontar (2010), waren regionale Ereignisse mit schwerwiegenden Auswirkungen. Aber was wir heute erleben und noch erleben werden, ist eine apokalyptische Vision, gegen die es zu kämpfen gilt. Wenn jetzt die ICPDR einen Schritt in diese richtige Richtung setzt, mag das Zeugnis für einen guten Willen sein. Aber es wird viele solcher Schritte schnell brauchen, um dem Dilemma vielleicht noch entgehen zu können. Die ersten paar Schritte der UN Wold Water Decade waren jedenfalls nur Marketing. (PB)

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