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BINNENSCHIFF JOURNAL 2/2020

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COVID-19 fegt zurzeit nicht nur Autobahnen, sondern auch die Wasserstraße leer.

BINNENSCHIFF Journal 2/2020 | S14 Kommandozentrale der Zukunft Quelle: Rolls Royce (AMS), würden sie nicht gleich daran denken, dass man mit dem Ding auch Passagiere transportieren kann. Am finanziell sehr gut versorgten Projekt, das noch bis 2021 läuft, ist auch das Massachusetts Institute of Technology (MIT), das nach dem Motto akademisches Wissen mit praktischem Zweck (mens et manus) arbeitet, beteiligt. Ein Zugang zur autonomen Schifffahrt, den übrigens auch der norwegische Lebensmittellogistiker ASKO mit der Planung von selbstfahrenden Transportschiffen verfolgt. Das deutsche Projekt A-SWARM (Autonome elektrische Schifffahrt auf WAsseRstrassen in Metropolenregionen), verfolgt ebenfalls als Einsatzziel die Binnenwasserstraßen. Hier will man bis 2022 auf Berliner Wasserstraßen praktische Anwendungen sichtbar machen. Eine Digitalisierung in der Binnenschifffahrt betrifft das gesamte Verkehrssystem Schiff/Wasserstraße/Häfen. Es braucht also auch eine digitale Infrastruktur bis hin zur Einbindung der Binnenschifffahrt in die digitalen Logistikketten. Schließlich geht es um ein Gesamtkonzept, das in die Digitalisierung der Mobilität insgesamt münden soll. Da schlummern noch Herkulesaufgaben, wie zum Beispiel die Personalplanung in der Verwaltung. „Digital Enhancement of Vessels, Infrastructure and Logistics – Vorschläge zur Digitalisierung von Binnenschifffahrt und Wasserstraßen“(DEVIL), hat hierzu Grundlagen für den Masterplan Binnenschifffahrt (D) aufgezeigt. NOVIMAR ist ein 2017 gestartetes internationales Projekt mit 22 Partnern aus 9 Ländern. Ziel des Projektes ist die Einführung des Platooning in der Binnenschifffahrt sowie die Entwicklung eines sogenannte „Vessel Trains“, eines Konvois aus mehreren Einzelfahrern, die sich flexibel und automatisiert zusammenfügen. Einzelne Schiffe im Konvoi können dabei mit oder ohne Besatzung sein. Erwartet wird dabei eine Einsparung bei den Personalkosten von bis zu 88 Prozent. Das Projekt hat 7,9 Mio. Euro Förderung International weiß man in den Häfen dank Fraunhofer spätestens seit 2019, welche Maßnahmen die Häfen an ihrer Infrastruktur setzen müssen, wenn das autonome Schiff ankommen soll. Die Studie „Autonomous Vehicles' Impact on Port Infrastructure Requirements“ zeigt in der Analyse, dass international noch nicht viele ausgereifte autonome Technologien dafür entwickelt sind. Es gibt viele offene Fragen, nicht nur in Bezug auf die technologische Entwicklung, sondern auch in Bezug auf die bestehende und zukünftige Infrastruktur, die IT-Voraussetzungen, die Cybersicherheit und die Gesetzgebung. Dennoch scheint man auch hier zuversichtlich zu sein, die gesteckten Ziele erreichen zu können.

Der Hafen Rotterdam „leistet“ sich ein eigenes Forschungsprogramm. Die Initiative von „CAPTAIN AI“, einem jungen SuU, zielt darauf ab, Rotterdam als europäischen Hotspot für autonome Schifffahrt auf die Karte zu setzen. Der Hafen stellt dafür auch ein eigenes Forschungsschiff zur Verfügung. Seit einem Jahr hat die Niederlande ein eigenes Testgelände für autonome Schiffe. Das Researchlab Autonomous Shipping (RAS) in der Nähe der Delft University of Technology, wird mit dem bestehenden Forschungslabor Automated Driving Delft (RADD) kombiniert. Hier wird beispielsweise getestet, wie die Infrastruktur technisch und gesetzlich für den Praxisbetrieb geregelt werden muss. 2018 kam ein Impuls für die autonome Binnenschifffahrt – höchst ungewöhnlich - direkt aus dem Gewerbe. Shipping Factory, eine Container-Reederei mit Sitz in Papendrecht, gründete ein Partnerschaft mit dem jungen Big-Data-Unternehmen Xomnia aus Amsterdam. Künstliche Intelligenz, fand die Reederei, kann die Entwicklung in der Binnenschifffahrt beschleunigen. Deshalb setzt sich Shipping Factory voll und ganz für Digitalisierung und autonome Schifffahrt ein. Xomnia behauptet wild entschlossen, die Berater der nächsten Generation zu sein und Künstliche Intelligenz zu atmen. Und mit dem Versprechen, die Welt intelligenter, sicherer und zuverlässlicher machen zu wollen, dürften sich zwei Partner gefunden haben, die für Überraschungen in naher Zukunft gut sein könnten. Wie so oft, geht es auch auf dem Weg zum autonomen Schiff, um den Wettlauf zwischen dem Westen, Europa und China. Vielleicht sind die Chinesen sogar schon einen Schritt weiter, weil ihr Vorzeigeprojekt schon die Klassifikationsgesellschaft (CCS) als Partner hat. D.h., hier könnten schon wichtige Entscheidungen auf dem Weg zur endgültigen Zulassung im Projektablauf berücksichtigt werden. Denn abgesehen von den technischen Hürden, die das autonome Schiff bis zur Vollendung noch nehmen muss, die marktreife Zulassung durch die Behörden ist eine Untiefe, die erst überwunden werden muss. Dann gibt es neben den noch zu lösenden Cyber Risiken, für die es wenigstens schon die Police „Ship Owner’s Marine Cyber Cover“ (SOMCC) gibt, ein ganz aktuelles Problem, das vielleicht alle anderen Probleme in den Schatten stellt: Tödliche Viren beherrschen die Menschen bis in den letzten Winkel der Welt. Ein ganz reales Szenario, dass in der Atomindustrie angekommen ist und den Stakeholdern dort ordentlich Kopfzerbrechen bereitet. Sind vielleicht alle Erfolge auf dem Weg zum autonomen Schiff plötzlich umsonst? Was heißt es für die völlig vernetzte und autonome Binnenschifffahrt, wenn der KI-Kapitän todkrank im Bett und seine „Matrosen“ schon am Friedhof liegen? Umkehren oder weiterfahren? Da sind kurz vor dem Ziel Fragen aufgetaucht, die vielleicht nur gemeinsam beantwortet werden können. (PB) Im Hafen Hamburg fand Anfang März dieses Jahres das jüngste Projekt der automatisierten Schifffahrt ans Licht der Öffentlichkeit. „echo.1“, eine 1,65 Meter lange Wasserdrohne, die für Wassertiefenmessungen eingesetzt wird, wurde feierlich getauft. Sechs Stunden kann das mit einer Batterie ausgestattete Messboot völlig autonom fahren. Ich bin mir sicher, dass dieser, vielleicht momentan noch ungewohnte, Anblick eines autonom fahrenden Fahrzeugs im Hamburger Hafen bald zur Normalität werden und „echo.1“ nicht lange allein bleiben wird“, sagte Hafenkapitän Jörg Pollmann. Nicht erwähnt wurde, dieses innovative, zweckmäßige und autonome Boot kommt aus – ja genau, aus China. Es ist ein Produkt aus dem Stall von YUNZHOU Intelligence. Autonome Schiffsbrücke Quelle: Roboat

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