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BINNENSCHIFF JOURNAL 2/2020

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COVID-19 fegt zurzeit nicht nur Autobahnen, sondern auch die Wasserstraße leer.

BINNENSCHIFF Journal 2/2020 | S12 Die autonome Kannibalisierung hat begonnen Der maritime Witz ist legendär: Die Besatzung des Kriegsschiffes verlangte im Befehlston eine Kursänderung vom Leuchtturm, den sie für ein Schiff auf Kollisionskurs hielten. Der Leuchtturmwärter lehnte dies ab und die Konversation eskalierte. Am Ende drohte der Kommandant des Kriegsschiffes mit Waffengewalt und bekam daraufhin nur die lapidare Funkmeldung: „Wir sind ein Leuchtturm. Statt zu drohen rate ich ihnen, unverzüglich den Kurs zu ändern, sonst landen sie an den Felsen zu meinen Füßen!“ Eine derartige Kommunikation, wird in der autonomen Schifffahrt wohl nicht mehr vorkommen – oder doch? REDAKTION: PETER BAUMGARTNER Schifffahrt autonom und vernetzt Quelle: RollsRoyce PETER BAUMGARTNER HERAUSGEBER BINNENSCHIFFF JOURNAL Zahlreiche Bausteine auf dem Weg zum autonomen Schiff hat es schon gegeben, damit es künftig keine Kommunikationsdefizite mehr auf dem Wasser gibt. Denn einer der Hauptgründe, warum es überhaupt eine autonome Schifffahrt braucht, sind angeblich menschliche Fehler, die ausgeschlossen werden sollen. Egal, unter welcher Flagge die reguläre autonome Schifffahrt segeln wird, dahinter stehen zahlreiche Wegbereiter wie A-SWARM, DIMECC, CoVadem, LAESSI, Maritime Traffic Alert and Collision Avoidance System (MT- CAS), Digitaler Schifffahrtsassistent (DAS) und viele andere. Und wenn man bedenkt, dass das Rennen um ein autonom fahrendes Schiff gerade erst begonnen hat, so ist es durchaus erstaunlich, welche Ergebnisse inzwischen schon erreicht wurden. Nicht nur hinsichtlich der praktischen Anwendung, sondern auch bei der Bewusstseinsbildung in der Wirtschaft. 2014 ergab eine PWC-Studie, dass nur 4 Prozent der Reedereien der Meinung sind, dass in absehbarer Zukunft Schiffe von Land aus gesteuert werden. Nur zwei Jahre später, glaubten schon 24 Prozent daran und heute scheint es kaum noch Zweifler zu geben. Ausgelöst durch die Goldgräberstimmung unter dem Titel „Industrie 4.0“, ist Finnland heute, mit dem HORIZON Projekt der EU und wichtigen Leuchttürmen der digitalen Wissenschaft (Kongsberg, Rolls Royce), der Hot Spot für die Implementierung der voll autonomen Schifffahrt. Auch die geballte Finanzkraft, die hinter dem Projekt aufgebaut wurde, dokumentiert die Führungsrolle der Finnen. Es gibt aber auch noch andere Mitspieler im Rennen um das autonome Schiff – wobei klar ist, niemand, der das Projekt vorantreibt, bezahlt

Autonome Schifffahrt im Wettlauf zwischen Europa und China. die Rechnung selber. Es ist die Öffentlichkeit, letztlich auch der einzelne Binnenschiffer, der vielleicht bald seinen Job verlieren wird, die das Projekt autonome Schifffahrt in der Hoffnung finanzieren, dass die Allgemeinheit später davon profitieren möge. Schon 2011 hatte ein junger Inder, als Kapitän in Dänemark beschäftigt, die Schnauze voll von seinem Job. Er hat sich quasi selbst wegrationalisiert. Ständig vom Ehebett getrennt, kam er auf die Idee, man könnte doch ein ferngesteuertes Schiff entwickeln und für immer daheimbleiben. Inzwischen ist er längst nicht mehr an Bord, sondern bei seiner Frau und betreibt erfolgreich das Forschungsunternehmen Sagar Defence Engineering (SDE) in Mumbai. Als Fraunhofer 2015 den erfolgreichen Abschluss des MUNIN-Projektes verkündete, freute sich Senator Frank Horch in der BILD-Zeitung schon darüber, dass das „Roboter-Schiff“ Made in Harburg sein wird. Hans-Christoph Burmeister, der Projektleiter, konnte damals stolz verkünden, dass viele Fragen bereits gelöst sind. DNV GL-Maritime Wolfgang Franzelius stimmte dem, ungeachtet der vielen offenen Fragen, zu. Bereits mit einer Fernsteuerung in der Hand war damals auch schon Oskar Levander unterwegs. Er war einer der Wegbereiter bei Rolls-Royce, der die militärischen Erfolge in der Drohnentechnologie (Piranha Predator) in die zivile Schifffahrt transportierte. Rolls-Royce war auch schon dabei, als 2015 die Initiative „Advanced Autonomous Waterborne Applications (AAWA) vorgestellt und autonome Schiffe bereits für das Jahr 2020 prophezeit wurden. 2017 zeigten Forscher auf den Grachten in Amsterdam erstmals, dass sie in der Lage sind, auch auf stark frequentierten Wasserstraßen, selbstfahrende Boote für unterschiedliche Zwecke zu bauen und zu betreiben. Mit dem „ROBOAT“ sollen nicht nur Güter befördert werden, wie das bisher das Hauptanliegen der Forschung war. Mehrere modular gebaute Boote können auch dynamische Infrastruktureinrichtungen und sogar Brücken bilden. Und es wäre nicht Amsterdam und NL-Forscher (Advanced Metropolitan Solutions

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