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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 1

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LOGISTIK express 1/2019 | S62 Wie sieht die Zukunft der Transportlogistik aus? Alexander Heine, Geschäftsführer der CM Logistik Gruppe, über die sich wandelnden Ansprüche an Speditionsunternehmen. AUTOR: ALEXANDER HEINE Logistikverantwortliche wissen: Die Ansprüche an Transporte steigen seit Jahren. Waren sollen an jedem Ort weltweit immer schneller zur Verfügung stehen, produziert wird dabei sowohl in immer größerer Stückzahl als auch ab Losgröße 1. Hinzu kommt bei zeitkritischen Gütern, etwa für Just-in-time-Produktionen, dass die Anlieferungen oft zeitlichen Punktlandungen gleichkommen müssen. Trotz kontinuierlich wachsendem Verkehrsaufkommen führen die Lieferwege dabei vermehrt über die Straße. Bis 2030 wird der Lkw-Güterverkehr im Vergleich zum Jahr 2010 um fast 40 Prozent zulegen. Zwangsläufig führt dies zur Suche nach mehr Personal, das durch EU-weit einheitliche Regelungen und Vorgaben zudem ganz speziell ausgebildet und geschult sein muss. Sicherheitsanforderungen, streng begrenzte Lenk- und vorgeschriebene Ruhezeiten, schwierige infrastrukturelle Bedingungen auf der ersten und letzten Meile sowie ein hoher Konkurrenzdruck kommen hinzu. Zusätzlich treiben drohende innerstädtische Fahrverbote für Dieselfahrzeuge vor der Euro6-Generation die Erneuerung von Transportflotten voran. Eine der mittlerweile größten Herausforderungen, der sich unsere Branche gegenübersieht, ist neben dem Fahrermangel der Faktor Umwelt. Dieser zwingt die Logistik zum Handeln und Umdenken. So entsteht ein ganzes Konvolut an Ansprüchen und Herausforderungen, dem Speditionsunternehmen gewachsen sein müssen, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich arbeiten wollen. Umweltfragen entscheiden über Zukunft der Branche Momentan stehen Umweltbewusstsein und Fragen der Nachhaltigkeit aktueller denn je im Fokus des öffentlichen Interesses. Auch Logistikunternehmen sind künftig gezwungen, sich neuen Technologien und vor allem alternativen Antriebsmöglichkeiten zu öffnen. Fakt ist: Die eingesetzten dieselbetriebenen Fahrzeuge stellen eine Belastung für die Umwelt dar. Durch das starke Wachstum der Lkw-Transporte vergrößert sich der ökologische Fußabdruck der Logistikbranche mehr und mehr, entsprechend steigt der Druck, weniger umweltschädliche Antriebsarten zu nutzen. Ich sehe unser Gewerbe daher in der Pflicht, im Rahmen der wirtschaftlichen Vernunft nach Alternativen zu suchen und sich neuen Konzepten und Ideen gegenüber gesprächsbereit zu zeigen. Hier denke ich vor allem an das Flüssigerdgas liquefied natural gas, kurz LNG, das als umweltfreundlicher, aber dennoch leistungs- und reichweitenstarker Treibstoff für die Zukunft der Logistikbranche eine große Rolle spielen wird. Im Vergleich zu Dieselmotoren entfallen die Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxid bei Verwendung von LNG beinahe komplett, die Stickoxid-Emissionen liegen neuesten Studien zufolge deutlich unter den durch die Verbrennung von Diesel hervorgerufenen Werten. Auch der CO2-Ausstoß fällt gegenüber Diesel – abhängig von der Effizienz der Beschaffungs- und Bereitstellungskette – um bis zu 22 Prozent niedriger aus. Mit Beimischung von regenerativ erzeugtem Methan wäre gar eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um etwa ein Drittel möglich. Zusätzlich zeichnet

sich LNG durch eine erheblich geringere Lärmbelastung aus. In finanzieller Hinsicht kann sich der Betrieb ebenfalls lohnen, da sich die Tagespreise für Flüssigerdgas auf ähnlichem Niveau wie die Dieselkosten bewegen. Erheblicher und schneller Nachholbedarf besteht allerdings noch in der Versorgung, eine entsprechende Infrastruktur mit flächendeckend erreichbaren LNG-Tankstellen, vor allem entlang der Haupttransportrouten, sollte schnellstmöglich aufgebaut werden. Dank politischer Maßnahmen kann eine zeitnahe Anschaffung dennoch interessant sein: Bis 2020 fördert das Bundesverkehrsministerium den Kauf von LNG-betriebenen Lkw pauschal mit bis zu 12 000 Euro pro Fahrzeug und befreit sie für diesen Zeitraum zusätzlich von der Maut. Dies soll dem Testbetrieb von erdgasbetriebenen Lastkraftwagen dienen. Energiepolitisch ist das Transportwesen also bereits heute in der Lage, mit LNG-Antrieben zum Klimaschutz beizutragen. Hier ist wiederum die Politik gefragt, die ökologischen Herausforderungen durch eine entsprechende Bereitstellung von LNG so zu managen, dass sie mit unseren wirtschaftlichen Zielen langfristig in Einklang zu bringen ist. E-Mobility mittelfristig kein Thema für Containerlogistik In Sachen elektrischer Mobilität hingegen steht die Entwicklung noch ganz am Anfang, da E-Lkw für Langstreckenlieferungen derzeit noch überhaupt kein Thema sind. Es fehlt hier bis jetzt an verlässlichen und konstant großen Reichweiten, die an jene der Dieselfahrzeuge heranreichen. Auch kurze Akkuladezeiten und kleine, kompakte Batterien sind für einen rentablen Betrieb zwingend erforderlich. Hier steckt die Entwicklung jedoch anscheinend noch in den Kinderschuhen. Solange elektrisch betriebene Lkw mit einer Aufladung nur wenige Hundert Kilometer weit kommen, sind sie höchstens für kurze Strecken relevant, der innerstädtische Verteilerverkehr könnte etwa ein denkbares logistisches Terrain für die E-Mobilität darstellen. Zudem lassen sich zeitkritische Lieferungen

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