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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2018 Journal 3

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LOGISTIK express 3/2018 | S28 Roboter erobern die Handelsfilialen Löten, schweißen, schrauben? Bei diesen Tätigkeiten hat jeder von uns schon einmal einen Roboter im Einsatz gesehen. Neu ist, dass künstliche Intelligenz immer mehr auch den stationären Handel erobert - und das längst nicht mehr nur in den Lagern und Distributionszentren, sondern vermehrt auch vor Ort in den Läden. REDAKTION: KARIN WALTER KARIN WALTER Er hört auf den Namen Tory und ist der erste festinstallierte RFID-Inventur- Roboter der Welt. Tory´s Aufgabe ist es, Warenbestände auf der Verkaufsfläche sowie im angrenzenden Warenlager zu erfassen. Die Maschine kennt die genaue Position aller Artikel, die vorgehalten werden und zählt pro Stunde im Durchschnitt zwischen 3 000 und 5 000 Produkte. Damit trägt er wirksam dazu bei, die Inventurkosten zu reduzieren und Nachbestellungen deutlich schneller als von Menschenhand auf den Weg zu bringen. Der Roboter findet sich in der Filiale des Modeanbieters Adler in Erfurt mittlerweile vollständig alleine zurecht. Er kollaboriert aber auch mit dem Personal und hält bei Bedarf jederzeit alle benötigten Informationen zu den Artikeln abrufbereit. Tory ist bei weitem nicht der einzige Roboter, der die Verkaufsflächen des stationären Handels in Deutschland in den vergangenen Jahren erobert hat. In den Saturn-Filialen in Ingolstadt, Hamburg und Berlin sorgt der autonom fahrende Assistenz-Roboter Paul seit einiger Zeit für mehr Serviceorientierung. Paul kann sprechen, er verfügt über genaue Sortimentsinformationen und kennt auch die Warenstandorte im Markt. Fragt man ihn nach einem bestimmten Produkt, begleitet der Roboter den Kunden in die entsprechende Abteilung. Paul gibt aber nicht nur Auskünfte zu Produkten, Sonderaktionen und Services - er plaudert mit seiner Kundschaft zum Beispiel gerne auch über das Wetter. Lediglich ausführliche Beratungsgespräche gehören noch nicht zu seinem Repertoire. Benötigt ein Kunde detailliertere Informationen zu den Produkten, vermittelt der von einer Ausgründung des Fraunhofer Instituts für den Einsatz am Point-of-Sale fit gemachte Pflegeroboter an einen menschlichen Mitarbeiter. Künstliche Intelligenz im Kommen Digitalisierung und Robotik haben sich in der Handelslandschaft in Deutschland längst zu einer festen Größe etabliert. Hatten die Händler innerhalb des letzten Jahrzehnts aber noch vornehmlich die Automatisierung der Prozesse in ihren Lagern und Distributionszentren im Fokus, ist künstliche Intelligenz mittlerweile stark dabei, das Niveau bei den Serviceleistungen auf den Verkaufsflächen selbst zu beflügeln. Ideen gibt es dafür einige. Der US-amerikanische Handelsriese Walmart testet seit einiger zum Beispiel ein neues Roboter-Konzept, in dessen Mittelpunkt moderne Roboter-Einkaufswagen stehen. Die mit High-Tech-Komponenten ausgerüsteten Shopping Carts folgen dem Kunden in der Filiale auf Schritt und Tritt. Sie verwalten den Einkaufszettel, scannen die abgelegten Artikel ein und können selbständig Einkaufsvorschläge machen. In 50 Filialen der US-Supermarktkette unterstützen Roboter seit Anfang dieses Jahres auch die Mitarbeiter in den Filialen bei ihren Routineaufgaben. Die selbstfahrenden Maschinen rollen regelmäßig durch die Gänge, um herauszufinden, welche Produkte im Regal fehlen und nachbestellt werden müssen. Die Roboter haben aber nicht nur die Aufgabe, sämtliche Warenbestände auf den Verkaufsflächen zu erfassen. Sie haben darüber hinaus auch die Fähigkeit, die Regale selbständig mit fehlenden Artikeln wieder aufzufüllen. Initiative Robotik4Retail treibt Modernisierung voran Initiativen wie die von Walmart werden längst auch in Asien und Europa vorangetrieben. Unter Federführung des EHI Retail Instituts haben sich im vergangenen Jahr am Standort Deutschland einige namhafte Partner und Dienstleister des Handels aus den Bereichen

Automation und Robotik, Logistik, IT, Beratung und Verkaufsförderung zu einer Know-howund Kontaktplattform zusammengeschlossen, um bedarfsgerechte Robotik-Lösungen in der Handelslogistik und am Point-of-Sale auf den Weg zu bringen. Die Robotics4Retail-Initiative soll die konkreten Bedürfnisse in Handel und Logistik ausloten und möchte sich künftig als das zentrale Bindeglied zwischen Anbietern und Anwendern in Deutschland aufstellen. Das Ziel dabei ist klar definiert: Die Unternehmen wollen statt der zahlreichen, auf dem Markt bestehenden Insellösungen zukünftig schwerpunktmäßig Gesamtsysteme im Bereich der Handels-Robotik auf dem Markt etablieren. Eine zentrale Aufgabe der Initiative ist deshalb der Wissenstransfer, dem sich die Partner der Initiative Linde, Vanderlande, POS Tuning, DHL, Swisslog, Metralabs/Youse, GS1 Germany, ID Logistics, Salt Solutions, Sick, Miebach Consulting, Data Connect, SSI Schäfer und Interroll in regelmäßigen Zusammentreffen stellen. Großes Potenzial für die Instore-Logistik Gerade die Instore-Logistik - einer der größten Kostentreiber der Logistik des stationären Handels - könnte zu den größten Profiteuren des groß angelegten Wissenstransfers zählen. Bislang gibt es in diesem Bereich noch keine serienreifen Lösungsansätze auf dem Markt. Doch es besteht ein riesiges Kostensenkungspotenzial, wenn Roboter künftig die Warennachschübe vom Lager in den Verkaufsbereich selbständig initiieren, nachts die Regale neu auffüllen, Out-of-Stock-Situationen erkennen, fehlende Waren nachbestellen, Preise selbständig auszeichnen, die Qualität von Frischwaren checken oder auch die fachgerechte Entsorgung von Verpackungsmaterialien und Leergut übernehmen. Doch bei aller Euphorie: Längst noch nicht jedes größere Handelsunternehmen in Deutschland sieht im Einsatz von Robotiklösungen am Point-of-Sale einen veritablen Anreiz, dem wachsenden E-Commerce-Sektor mit einem vergrößerten Serviceangebot und verbesserter Kosteneffizienz zu begegnen. In einer Händlerbefragung des EHI geben einige Händler an, Robotik würde nicht zur Größe der Verkaufsflächen ihrer Märkte passen. Oder sie äußern die Befürchtung, Roboter könnten Kunden abschrecken und sich negativ auf das Image ihres Unternehmens auswirken. (WAL)

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