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LE-4-2016

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

TRANSPORT + LOGISTIK 4.0

TRANSPORT + LOGISTIK 4.0 CargoCruise im Winterschlaf? Über manche Tiertransporte freuen sich sogar die Tierschützer. Die bayerischen „Seekühe“ reisen zum Beispiel mit dem Binnenschiff über den Königsee. Hier hat CargoCruise neben Logistik für lebende Tiere, auch den Charakter von Brauchtum und Tradition. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER auf den Seen reichte von einfachen Postsendungen über Tier- und Holztransporte bis hin zu allen anderen Waren für Industrie und Handel. Gelegentlich wurde der Seeweg sogar mittels Kanäle erweitert, um die Waren mit dem Schiff möglichst bis in das Stadtzentrum transportieren zu können. PETER BAUMGARTNER DIE HÄUPLPLÄTTE VERKEHRTE IM TRAJEKTVERKEHR AM ATTERSEE BIS 1966 QUELLE: STERN & HAFFERL Für die Passagiere, die auf unseren Seen mit den weißen Schiffen und Kapitänen in schmucker Uniform unterwegs sind, neigt sich die Saison dem Ende zu. Dann wird es wieder „still uman See“. Das heißt, nicht nur die touristische Infrastruktur (einen ganzjährigen Wassertourismus gibt es bei uns ja nicht), sondern auch die nasse Verkehrsinfrastruktur, begibt sich an zahlreichen Seen in den Winterschlaf. Etwa sieben Monate des Jahres liegt eine kostbare Infrastruktur weitgehend brach. Können wir uns das leisten? Ursprünglich war die Schiffsverbindung zwischen einzelnen Orten und Städten an den Seen eine viel befahrene, oft auch die einzige Transportverbindung. Neben zahlreichen Frachtschiffen, transportierten sogar die Passagierschiffe zusätzlich Fracht und nicht wenige Reeder wurden so zu wohlhabenden Spediteuren. Die Art der transportierten Güter City Logistik: Frachtschifffahrt auf heimischen Seen Es gab also auch schon sehr früh das, was wir heute „City Logistik“ nennen. Die alten Kanäle gibt es noch, aber City Logistik müssen wir erst wieder erfinden. Auch der Warenumschlag im gebrochenen Güterverkehr, fand schon vor der ersten Eisenbahn unter Einbeziehung von Frachtschifffahrt auf den Seen statt. Um einen ungebrochenen Verkehr zu fördern, wurden auch bald ganze Züge mittels Binnenschiff (Trajekt) über den See transportiert. Natürlich benötigte man für das „Zügli-Schiff“ auch Umschlagshäfen. Deshalb gab es, anders als heute, eine Betriebsansiedlungspolitik, die sich an die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nah am Wasser orientierte. Trimodalität war alltäglich und bedeutete eben Pferdewagen, Bahn und Binnenschiff. Heute ist Trimodalität nur noch für Fördernehmer interessant. Transportleistung wird von der Statistik verfälscht Wer aber glaubt, dass die Frachtschifffahrt auf unseren Seen nur historische Geschichten aus längst vergangener Zeit sind, der irrt. Abseits der öffentlichen Wahrnehmung findet nämlich Frachtschifffahrt mit modernster Technik auf den Seen auch heute noch statt und ohne diese könnten die anstehenden Transportaufgaben oft gar nicht bewältigt werden. Man denke nur an die zahlreichen Fähren für Seeüberquerungen, die einen LKW-Verkehr oft erst möglich und wirtschaftlich sinnvoll machen. Belastbare Zahlen dazu gibt es allerdings wenige, weil die sonst so regulierungsfreudige Bürokratie diesen Wirtschaftsbereich schlicht ignoriert. Öffentliche Statistiken sollen zwar wissenschaftlich, unabhängig, effizient 50 LOGISTIK EXPRESS 4/2016

und in guter Qualität allen Nutzern zur Verfügung stehen. Dennoch nimmt die Statistik keine Notiz von der Transportleistung im Bereich der Binnenschifffahrt auf Seen. Ein Grund dafür ist, dass Binnenschiffe unter 50 Tonnen Tragfähigkeit von der Berichtspflicht ausgenommen sind und der Fährverkehr ist generell ausgenommen. Zu Unrecht, wie einige Beispiele belegen. Partner für die Industrie Für die Eidgenossen – wen wundert es - waren ihre Seen schon immer mehr als nur Badewannen, sondern auch Verkehrsinfrastruktur wie Straße oder Schiene. Deshalb hat die Frachtschifffahrt auf den Schweizer Seen eine lange Tradition und ist auch heute noch verlässlicher Partner für die Industrie. Besonders die Bauindustrie profitiert vom unerschöpflichen Rohstoff, der aus den Seen gewonnen wird und mittels Frachtschiffen zur Weiterverarbeitung zu den Rohstofflagern am See transportiert wird. Besonders dort, wo Flüsse ihre Schotterfracht im See ablagern, sind die Ressourcen groß und eine Entnahme von Rohmaterialien auch aus ökologischen und geologischen Gründen sinnvoll. Braunkohle ade: Neue Seenlandschaft mit Binnenschiffen als Logistikversorger Um noch viel größere Schiffstransportmengen auf Binnenseen geht es, wenn man einen Blick nach Deutschland macht. Was dort zum Beispiel unter dem Stichwort „Bergbausanierung“ abläuft, ist gigantisch. Mit der politischen Wende ging in Deutschland eine mehr als 100-jährige Geschichte um die Braunkohlegewinnung zu Ende. Zurückgeblieben sind hunderte Tagbaulöcher, die riesige Gebiete förmlich in eine Kraterlandschaft verwandelt haben. Diese Landschaft gilt es seit der Wende so zu sanieren, dass wieder eine nutzbare Landschaft entsteht. Das geschieht in der Form, dass die Gruben geflutet und zu Seenlandschaften umgewandelt werden, die wiederum einer vielfältigen touristischen Nutzung zugeführt werden kann. Die „Seegusler“ auf den Schweizer Seen transportieren mehr Ladung, als ein Donaukapitän Die Sand + Kies AG Luzern, ein Unternehmen der Jura-Holding mit Werkanlagen am Vierwaldstättersee, versorgen die gesamte Bauwirtschaft in der Region Luzern mit hochwertigen Kies- und Steinbruchprodukten. Die natürlichen Rohmaterialien werden dabei umweltfreundlich von den WABAG Kies AG - „Seeguslern“ (Kapitäne der Binnenfrachter) mit ihren Lastschiffen zugeführt. Der spezifische Dieselverbrauch pro Tonne liegt dabei um ein Mehrfaches unter demjenigen des Straßentransportes. Wenn man in Vorarlberg von der Kiesversorgung des Landes spricht, kommt man um die Zech Kies Gruppe nicht herum. Das Unternehmen nützt die natürlichen Rohstoffe aus dem Bodensee, die der Rhein dort ständig anschwemmt. Das fast 60 Jahre alte Unternehmen fördert etwa 1 Mio. Tonnen Kies im Jahr. Das ist deutlich mehr, als der gesamte Inlandstransport in Österreich auf der Wasserstraße Donau. POSTLOGISTIK MIT PASSAGIERDAMPFERN QUELLE: ARCHIV JOSEF GWERDER, MEGGEN 51

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