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LE-4-2010

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LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER

IM GESPRÄCH wird, ist

IM GESPRÄCH wird, ist eine schöne Bestätigung von außen, dass man in Summe sichtlich doch viel mehr richtig als falsch gemacht hat. ISA besteht seit nunmehr 21 Jahren. Was das Erfolgskonzept von ISA? „Erfolgreiches Unternehmertum braucht stets die gleichen Eigenschaften: gutes Fachwissen, Freude an der eigenen Arbeit und nie mehr ausgeben, als man hat.“ Karl-Heinz Pichler, Werner Schaberl, Markus Sammer Den Kunden die Angst nehmen Das steirische Unternehmen ISA entwickelt Software für die Lagerlogistik und wurde Anfang November als beste Austrian Leading Company ausgezeichnet. Die Logistik express Redaktion sprach mit ISA-Geschäftsführer Markus Sammer über Wachstumstreben, solide Bonität, Innovationsfreudigkeit und den Angstfaktor in der Lagerlogistik. Redaktion: Markus Trostmann Herr Sammer, Ihr Unternehmen hat Anfang November in der Kategorie „Solide Betriebe“ den ALC-Award 2010 als Auszeichnung erhalten. Hat Sie das überrascht? Eigentlich schon. Der Wettbewerb basiert ausschließlich auf den Bilanzdaten der letzten Jahre; dass wir da so gut liegen, war schon eine Überraschung, zumal wir die Zahlen der anderen nicht kannten. In den vergangenen Jahren wurde unter den einzelnen Kriterien besonders das Wachstum gewertet. In den vergangenen beiden Jahren standen Solidität, Eigenkapitalausstattung und Kontinuität im Vordergrund. Wie die genaue Bewertung abläuft, wissen wir nicht, das wird von PricewaterhouseCoopers (PWC) und KSV 1870 erstellt und ausgewertet. Für uns ist wichtig, dass es sich um reine „Hardfacts“ handelt und nicht irgendeine Jury nach Gutdünken und Bauchgefühl Sieger kürt, wie das bei ähnlichen Auszeichnungen manchmal der Fall ist. Es ist schon die dritte Auszeichnung, die Sie als leading company erhalten: Welche Leis- tung wird mit diesem Award ausgezeichnet und wofür hat ISA diesen schon drei Mal erhalten? Beim ersten Mal im Jahr 2000 war es wohl das Wachstum, während in den letzten beiden Jahren vor allem die nachhaltige Bonität ausgezeichnet wurde. In der Krise hat man gesehen, wie schnell es mit rein auf Wachstum programmierten Firmen bergab ging, während Firmen mit einer soliden Eigenkapitalausstattung die Krise aus eigenen Kräften gut und gefahrlos überstanden haben. Anlässlich der Preisverleihung haben Sie und Ihre Geschäftsführer-Kollegen Schaberl und Pichler gesagt, dass der Preis eine objektive Bestätigung nach außen sei, alles richtig gemacht zu haben. Was machen Sie als ISA richtig und wer profitiert davon? Das ist genau der Punkt, um den es geht. Was man im Laufe der Zeit alles richtig oder falsch macht, sieht man selbst nicht so genau. So eine Auszeichnung, die von namhaften Institutionen nach harten Fakten vergeben Wir haben immer auf hohe Qualitätsstandards geachtet. Das hat es uns in Zeiten der boomenden Wirtschaft sehr schwer gemacht, entsprechend rasch zu wachsen und wäre wohl nur mit einem Qualitätsverzicht möglich gewesen. Da die Wirtschaft immer in gewissen Wellen auf- und abgeht, ist es uns in schlechteren Zeiten immer recht gut gegangen, so mussten wir eigentlich nie schrumpfen. Was muss ein solides Unternehmen tun, um als solches auf dem Markt der Logistik wahrgenommen zu werden und Erfolg zu haben? Gerade in unserer Branche ist es sehr schwer, entsprechend wahrgenommen zu werden. Erstens gibt es sehr viel Mitbewerb, zweitens muss man zumindest europaweit, wenn nicht weltweit präsent sein, da die Ländermärkte einzeln einfach zu klein sind. Weiters kommt erschwerend hinzu, dass nahezu alle Branchen als potentielle Kunden in Frage kommen. Lager werden in fast allen Branchen benötigt. Unsere Lösung für diese Problematik war eine enge Partnerschaft mit der Firma Jungheinrich, die durch ein riesiges Netz an Niederlassungen und Vertretungen weltweit bekannt und präsent ist. Diese Zusammenarbeit hat in den letzten Jahren so gut funktioniert, sodass sich die Jungheinrich AG im vergangenen Jahr an unserem Unternehmen mit einer Minderheit beteiligt hat. Unsere Software ist meistens nur ein kleiner Teil der Gesamtinvestition unserer Kunden in die Lagerlogistik. Die Software ist aber auch der große „Angstfaktor“ bei unseren Kunden; hier muss man mit besonderer Seriosität und extrem hohen Qualitätsmaßnahmen entgegenwirken. Unsere Kunden loben uns in dieser Hinsicht besonders. Absolute Stabilität der trotzdem innovativen Software und ein kompetenter rascher Support sind unsere Markenzeichen, für die uns unsere Kunden schätzen und auch weiterempfehlen. Mit welchen Produkten haben Sie Erfolg? Wer braucht sie und wofür braucht man sie? Grundsätzlich haben wir uns auf Software und Automation innerhalb des Lagers spe- 10 LOGISTIK express 4|2010 www.logistik-express.com

IM GESPRÄCH zialisiert. Unsere Lagerverwaltungssoftware ISASTORE ist die einzige profilbasierende Anwendung in der Intralogistik und wird weltweit eingesetzt. Weiters haben wir eine Abteilung, die sich auf die Steuerungstechnik in der Lagerautomation hoch spezialisiert hat. Auch hier hat eine sehr innovative Produktentwicklung dazu geführt, dass wir in enorm kurzen Inbetriebnahmezeiten auch sehr große und komplexe Anlagen realisieren können. Was glauben Sie, unterscheidet einen Unternehmer heute von einem vor 21 Jahren, als Sie mit ISA begonnen haben? Ich glaube, erfolgreiches Unternehmertum braucht seit jeher und in jeder Epoche die gleichen Eigenschaften: Gutes Fachwissen, Freude an der eigenen Arbeit und nie mehr ausgeben als man hat. Schnelles Geld kann man damit nicht machen, es braucht eben alles seine Zeit und viel Geduld. „Die Wirtschaft wird sich in naher Zukunft sehr volatil verhalten.“ MArkus Sammer Welchen Führungsstil pflegen Sie in Ihrem Unternehmen? Wir sind immer schon davon ausgegangen, dass unsere Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten. Wir bieten sehr viel Weiterbildungsmöglichkeiten an und legen neben dem Fachwissen auch viel Wert auf sogenannte „Softskills“. Wir versuchen ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Kreativität ausbreiten kann. Gesamthaft betrachtet herrscht bei uns ein sehr familiäres Klima. Regelmäßige Gartenfeste und Betriebsausflüge verstärken auch den privaten Zusammenhalt unserer Mitarbeiter. Wie kam es dazu, das Unternehmen ISA zu gründen? Das hat sich eigentlich mehr zufällig so ergeben. Wir haben an der TU Graz zu dritt für ein renommiertes Welser Fördertechnikunternehmen geforscht und dabei für die damalige Zeit sehr innovative Produkte entwickelt. Wir haben später mit dieser Erfahrung und dem Welser Unternehmen als ersten Kunden die Firma ISA gegründet. Wie waren die Rahmenbedingungen vor 21 Jahren? Konnten Sie Jungunternehmerförderungen anzapfen? Mit Förderungen war es bei uns eigentlich immer relativ spärlich. Eine kleine Förderung hier, eine andere da, was wirklich Großes haben wir in den Anfangsjahren nicht bekommen. Das Verfahren zum Ansuchen für Förderungen ist meistens so aufwendig, dass man diese Energie und Zeit besser in sein Kerngeschäft steckt. Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in der Gründungsphase mit Banken, Kunden, Lieferanten, Personal gemacht? Bei den Kunden war der Start gar kein Problem, da ist es uns gelungen ist, gleich zu Beginn Firmen wie BMW, British Airways und Quelle als Kunden zu gewinnen. Lieferanten und Banken haben uns da noch nicht ganz ernst genommen. Bei der Hausbank hat damals noch ständig der Betreuer gewechselt, aber dann haben wir die Bank gewechselt und sind jetzt seit über 15 Jahren mit unserer Hausbank sehr zufrieden. Sie sind mit Niederlassungen in Südafrika und China präsent. Was machen die dortigen Niederlassungen? In China haben wir wieder etwas reduziert. Unsere Kernkunden waren europäische Firmen, die in China lokale Logistik benötigten. Das hat viele Jahre sehr gut funktioniert. Zurzeit sind es aber immer weniger Firmen, die eine lokale Logistik in China benötigen. Südafrika ist für uns ein sehr wichtiger Markt, dort ist es uns in den letzten Jahren gelungen, eindeutig der Marktführer zu werden. Wie schätzen Sie den Wirtschaftsstandort Österreich ein? Für uns ist das keine Frage, eine Abwanderung kommt nicht in Frage. Wir finden in Österreich sehr gut qualifizierte Mitarbeiter. Sehr positive Maßnahmen der Politik waren die Senkung der Körperschaftsteuer 2005 und das Gruppenbesteuerungsgesetz. Wir hoffen, dass sich durch die derzeitigen Budgetdiskussionen hier nicht gröbere Irritationen ergeben. Würde Österreich mehr solide Unternehmen benötigen? Das liegt wohl auf der Hand, mit dem geschützten Bereich allein kann ein Staat kaum einen Staat machen. Was ist Ihre Vision für ISA für die nächsten Jahre bis zum 30. Geburtstag? Durch die Beteiligung von Jungheinrich an der ISA steht auf dem Fahrplan natürlich Wachstum. Uns eröffnen sich dadurch zahlreiche neue Märkte. Wachstum muss jedoch sehr vorsichtig passieren. Der hohe Qualitätsstandard darf dadurch auf keinen Fall gefährdet werden. Neue Mitarbeiter brauchen genügend Zeit, um sich fachlich einzuarbeiten oder weiterzubilden. Wachsende Strukturen müssen sich festigen können. Wir sind sehr darauf bedacht, nur soweit neue Märkte zu erschließen, wie wir dadurch zu erwartendes Auftragswachstum gut in den Griff bekommen. Befindet sich die Wirtschaft derzeit in einem Paradigmenwechsel? Rücken Wachstums- und Renditestreben zugunsten Nachhaltigkeit in den Hintergrund? Das sind immer so Modeerscheinungen. Blasen kündigen sich dadurch an, dass nur mehr blindwütig auf Wachstum gesetzt wird, kaum platzt wieder einmal eine Blase, sprechen alle von Nachhaltigkeit und solider alter Wirtschaft. Ich denke, dass sich in naher Zukunft die Wirtschaft sehr volatil verhalten wird. Das wird für die Unternehmen die größte Herausforderung werden. Wenn sich die Finanzwirtschaft noch weiter von der Realwirtschaft entfernt und die enormen Staatsverschuldungen das ihre zur Verunsicherung tun, wird es nicht einfacher werden. In der Wirtschaft sollte man sich auf den Wert des Geldes verlassen können. Und gerade in diesem Punkt gibt es aktuell eine großer Verunsicherung. Herzlichen Dank für das Gespräch. (MT) Daten & Fakten Markus Sammer: Geboren 1958 in Passering (Kärnten). Studium der Elektrotechnik an der TU Graz. 1983 bis 1984 Studienassistent am Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik an der TU Graz. 1984 bis 1989 Universitätsassistent am Institut für allgemeine Maschinenlehre und Fördertechnik an der TU Graz. 1989 Gründung der ISA ISA – Innovative Systemlösungen für die Automation – hat ihren Hauptsitz in Graz und beschäftigt 50 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von sechs Mio. Euro. Die Exportquote liegt bei 60 bis 70 Prozent. www.logistik-express.com LOGISTIK express 4|2010 11

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