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LE-3-2012

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

GLOBALE

GLOBALE MÄRKTE China übernimmt die Führung Windenergie und insbesondere Offshore-Windparks sind in China – und seit der Fukushima-Katastrophe auch in Japan – auf dem Vormarsch. Offshore-Projekte versprechen eine höhere Leistungsausbeute, da die Windgeschwindigkeit über See meist höher ist als über Land. Laut Siemens Energy soll der globale Offshore-Markt in den nächsten fünf Jahren jährlich um 20 Prozent wachsen. Bis 2020 will China 30 GW Leistung offshore installieren. redaktion: DIRK RUPPIK Der gelbe Drache setzt zunehmend auf alternative Energien. Bis 2015 sollen diese laut Germany Trade & Investment (Gtai) einen Anteil am Primärenergieverbrauch von 11,4 Prozent haben. Im Entwicklungsprogramm für neue Energieträger (2011 bis 2020) ist neben dem Ausbau der Kernkraft auch die Ausweitung von Wasser-, Windkraft, Solar und Biomasse festgelegt. Das chinesische Engagement im Bereich nichtfossiler Energien basiert vor allem auf dem Wunsch, Energiesicherheit für das Land und eine Verringerung der CO2-Emissionen zu erreichen. Das Energy Research Institute des Landes stellte im Oktober 2011 den Fahrplan für den Windenergieausbau bis 2050 (China Wind Energy Development Roadmap 2050) vor. Bis dann sollen im Lande 1.000 GW Leistung installiert sein. Dies entspricht der gesamten bisher installierten Primärenergiekapazität im Land der Mitte. In 2015 werden es nach Angaben der Regierung 90 GW und bis 2020 200 GW sein. Siemens Energy mit Sitz in Hamburg rechnet für die nächsten fünf Jahre mit einem jährlichen Wachstum des globalen Windenergiemarktes von fünf Prozent. Offshore wird die Wachstumsrate sogar 20 Prozent jährlich betragen. Offshore-Windparks in China Laut der dritten Nationalen Windenergie Ressourcenerhebung erreicht die gesamte verwertbare Kapazität für landseitige sowie Offshore-Windparks zwischen 700 und 1.200 GW. Damit liegen die chinesischen Windressourcen nahe an denen der USA und weit über denen von Indien, Deutschland und Spanien. Der Offshore-Windenergiemarkt wird stark durch die Regierung gefördert, da sich entlang der Ostküste Chinas große Energiemärkte erschließen lassen. Bis 2020 will das Land laut dem deutschen Fachmagazin Sun & Wind Energy 30 GW Leistung offshore installieren. Das erste größere Offshore-Projekt im Land der Mitte entstand in Shanghai neben der Donghai-Brücke und ging im Juni 2010 ans Netz. Dort wurden 34 Anlagen des Typs SL3000/90 des chinesischen Herstellers Sinovel aufgestellt. Insgesamt liefern sie eine Leistung von 102 MW. Zur selben Zeit wurden laut Global Wind Energy Council (GWEC) vier Projekte mit insgesamt 1 GW Leistung in der Provinz Jiangsu ausgeschrieben, die bis 2013 fertig gestellt werden sollen. Die National Energy Administration und die State Oceanic Administration haben ebenfalls in 2010 „Vorläufige Maßnahmen für die Verwaltung der Entwicklung und Konstruktion von Offshore- Windkraftanlagen“ herausgegeben. Sie legen im Detail Bestimmungen für die Projektgenehmigung, -entwicklung und den Bau dar. Zudem werden Projekt-Ausschreibungen als bevorzugtes Entwicklungsverfahren festgelegt. Ausländische Investoren können laut GWEC nur einen Minderheitsanteil in Offshore-Projekten halten. Siemens Energy hat beim Bau des Offshore- Windparks Jiangsu Rudong für die Jiangsu Longyuan Offshore Wind Power Co. Ltd., der im Mai 2012 in Betrieb genommen wurde, „durchweg positive Erfahrung gemacht“. Das chinesische Unternehmen ist ein Tochterunternehmen des weltweit größten Windparkentwicklers China Longyuan Power Group Corporation Ltd.. Mit den 21 Windkraftanlagen des Typs SWT-2.3-101 (Gesamtleistung 50 MW) werden rund 50 000 Haushalte versorgt. Für Siemens ist es das erste Projekt außerhalb Europas. Neben dem Bau wurde auch ein Service- und Wartungsvertrag abgeschlossen. Die wichtigsten Komponenten für die Turbinen wurden in der eigenen Produktionsstätte in Schanghai gebaut. Da der Markteintritt in den chinesischen Windenergiemarkt sehr schwierig ist, plant das Unternehmen zwei Joint Ventures mit Shanghai Electric. Ein Joint Venture wird für den Vertrieb, für das Projektmanagement und für den Service von Windenergieanlagen in China zuständig sein. Das andere Joint Venture wird Maschinenhäuser und Naben für Windturbinen für den chinesischen Markt sowie für das weltweite Fertigungsnetz von Siemens entwickeln und bauen. Das deutsche Energie-Unternehmen übernimmt hier die Führungsrolle sowie ein Konsolidierungsrecht. In beiden Joint Ventures hält der Windkraftanlagenbauer eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent. Siemens bringt die Turbinentechnologie und das Fertigungs-Know-how sowie eine Fabrik für Maschinenhäuser im Verbund mit dem globalen Fertigungsnetz ein. Shanghai Electric wird den Zugang zum Markt und zu den Kunden sowie Erfahrung bei der Projektdurchführung in China mitbringen. Daher wird das Unternehmen das Vertriebs-Joint Venture managen. Herausforderungen bei der Entwicklung von Windparks im Land der Mitte Die rasante Entwicklung der Windenergie im Lande hat zu großen Herausforderungen bei der Netzanbindung der Anlagen geführt. Einige Projekte müssen laut GWEC monatelang auf die Anbindung warten. Aufgrund fehlender Anreize weisen die meisten Netzgesellschaften bisher die Einspeisung von größeren Mengen an Windenergie in ihre Netzwerke zurück. Trotzdem wurde eine Vereinbarung über die Abnahme von 80 GW bis 2015 und 150 GW bis 2020 erreicht. Für den chinesischen Offshore-Markt muss zudem eine einheitliche Strategie entwickelt werden. Der starke Wettbewerb um den chinesischen Markt hat zu Preisstürzen und Einbrüchen bei den Margen geführt. Zudem will die Regierung den Zubau neuer Kraftwerke laut der deutschen Börseninformationsplattform Shareribs in diesem Jahr auf 16,76 GW beschränken. Zehn Gigawatt weniger als vor einem Jahr. Damit will sie den Wildwuchs bei Windkraftanlagen begrenzen. FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 38 LOGISTIK express Ausgabe 3/2012 www.logistik-express.com

GLOBALE MÄRKTE FOTO: SIEMENS CHINA ÜBERNIMMT DIE FÜHRUNG Häufig entstehen Projekte dort, wo gar keine Netzeinspeisemöglichkeiten bestehen. Als Folge sind 20 Prozent der Erzeugungskapazitäten lahm gelegt worden. Deshalb hat die Zentralregierung in Peking über das Nationale Energiebüro den Provinzregierungen die Autorität zur Genehmigung von Windkraftanlagen entzogen. Das größte Manko der chinesischen Anbieter wie Sinovel, Goldwind und Mingyang ist die geringe Verlässlichkeit ihrer Anlagen. „Die chinesischen Anlagenhersteller müssen lernen, was es bedeutet, ein internationales Geschäft mit internationalem Vertrieb und Serviceorganisationen zu betreiben“, sagt Wolfgang Krenz von der internationalen Management Beratungsfirma Oliver Wyman. Laut Wirtschaftswoche tut China alles, um ausländische Anbieter von seinem Binnenmarkt fernzuhalten. Dazu dienen die so genannten Local-Content-Regelungen. Die Regierung schreibt vor, dass rund 80 Prozent einer Windkraftanlage in China produziert werden müssen. Aufgrund des starken Wettbewerbs denken die Chinesen an die Übernahme von europäischen Herstellern, wie dem angeschlagenen dänischen Windkraftanlagenbauer Vestas. Mit Vestas würden die chinesischen Hersteller ein Sprungbrett für weiteres Wachstum und eine wertvolle Marke einkaufen. Fukushima treibt Japan zur Energiewende er lange vor sich hindümpelnde Windenergiemarkt in Japan hat durch die Atom-Katastrophe in Folge des Erdbebens und des Tsunamis im März 2011 Auftrieb erhalten. Am 1. Juli 2012 ist ein Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft getreten. Es setzt nach deutschem Vorbild die Einspeisevergütung zur Förderung ein. Mit 40 Cent pro KWh Solarstrom und 22 Cent pro KWh Windstrom bietet es derzeit die höchsten Vergütungen weltweit. Laut Japan Daily Express entsteht momentan östlich von Tokio in der Präfektur Choshi ein Offshore-Windpark mit 2,4 MW. Laut einem Bericht des japanischen Umweltministeriums vom 11. April 2011 liegen die potenziellen Leistungskapazitäten in Japan onshore bei 280 GW und offshore bei 1.600 GW. Zum Vergleich betrug die Leistung aller Kraftwerke in Japan im Jahr 2010 281 GW. Am 6. März wurde ein japanisches Firmenkonsortium unter der Führung der Marubeni Corporation ernannt, das vor der Küste von Fukushima das weltgrößte schwimmende Windkraftwerk bauen soll. Es wird in mehreren Phasen entwickelt und soll bei erfolgreichem Verlauf der ersten zwei Phasen in 2020 bis zu 140 Windkraftanlagen umfassen. Die Gesamtleistung wird dann laut Hiroyuki Iijima, Beamter im Handelsministerium, bei 1 GW Leistung liegen – mehr als einer der zerstörten Reaktorblöcke in Fukushima. Die japanische Regierung will in das Projekt laut der Universität Tokio 157 Millionen US- Dollar (128 Millionen Euro) investieren. Am Gesamtenergiemix hat die Windenergie im Land der aufgehenden Sonne bisher nur einen Anteil von weniger als einem Prozent. Die innovativen Japaner bauen derzeit an einer „Windlinsen-Anlage“, die eine zweibis dreifache Leistungsabgabe im Vergleich zu herkömmlichen Windkraftanlagen liefern soll. Die Windlinse besitzt einen nach innen gekrümmten Ring um den gesamten Rotor. Dadurch wird die Geschwindigkeit der durchströmenden Luft auf das Zwei- bis Dreifache erhöht und zudem die Geräuschabgabe vermindert. Jeweils zwei der Windlinsen werden auf eine hexagonale Schwimmplattform montiert. Die Plattformen lassen sich relativ einfach aneinanderfügen, wodurch der Windpark unkompliziert vergrößert werden kann. Markt für deutsche Reeder Am Transport und der Installation der Anlagen waren laut Siemens Energy keine deutschen Reeder beteiligt. Die Rückfrage bei Spezialreedereien ergab, dass der asiatische Markt bei den meisten Reedern erst in den Startlöchern steht. Z.B. erklärte die Bremer Reederei E & B GmbH, dass das Unternehmen vornehmlich in europäischen Gewässern tätig ist: „Wir haben in Asien bisher keine Windkraftanlagen transportiert. Grundsätzlich sind wir natürlich an Transporten für die Windenergiebranche interessiert und können uns auch Einsätze in Asien gut vorstellen.“ Die E.R. Schifffahrt GmbH & Cie. KG aus Hamburg ist bisher ebenso nicht mit Offshore-Schiffen am Aufbau von WKA in Asien beteiligt gewesen „Es ist derzeit auch nicht geplant. Die meisten unserer Offshore- Einheiten sind in Brasilien tätig.“ Die BBC Chartering & Logistic GmbH & Co. KG, ein Unternehmen der international tätigen Briese Gruppe mit Sitz in Leer/Ostfriesland, unternimmt allerdings schon regelmäßige Transporte von China und Vietnam nach Nord- und Südamerika. Im August wurden Turmsegmente von Vietnam nach Finnland geliefert. Diese Ladung wird auf der ‚BBC Amber‘ und der ‚BBC Citrine‘, zwei der neuesten Zugänge der Schwerlastflotte von BBC Chartering, überführt. BBC schätzt den asiatischen Windmarkt wie folgt ein: „Wir beobachten, dass sich der asiatische Windmarkt in zweierlei Richtungen entwickelt. Zum einen als regionaler Versorger-Markt und zudem als internationaler Export-Markt.“ Hinsichtlich der Buchung von Frachtaufkommen ist BBC Chartering nach eigener Aussage im Bereich Windenergiekomponenten weltweit volumenmäßig marktführend. Das Unternehmen besitzt Büros in Singapur, China, Korea und Japan. In Zusammenarbeit mit regionalen und internationalen Partnern werden dort, u.a. auch für deutsche und europäische Windenergieanbieter, kundenspezifische maritime Transportangebote kreiert. (DR) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 3/2012 39

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