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LE-3-2010

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

HANDEL Im Jahr 1990

HANDEL Im Jahr 1990 wurde mit dem Bau des ersten Kühlhauses in Asten der Grundstein gelegt, um im Jänner 1991 den Markteintritt zu wagen. Das ebenso ehrgeizige wie innovative Ziel: eine neutrale, herstellerunabhängige Logistikplattform im Tiefkühlbereich anzubieten. „Zum damaligen Zeitpunkt gab es fast nur die Unilever-Eigenlogistik“, erinnert sich Dipl. -Ing. (FH) Alexander Scharnreitner, Mitglied der Geschäftsführung der Daily Service Tiefkühllogistik Gesellschaft m.b.H. & Co.KG. Durch dieses freie Beschaffungsmarketing wurde eine Lücke geschlossen. Da das Konzept in der Branche gut ankam, und schon bald die Kapazitätsgrenzen erreicht wurden, wurde 1993 das inzwischen rund 500 Meter weiter gelegene automatisierte Tiefkühl-Distributionszentrum in Vollbetrieb genommen. Zwischenzeitig war jedoch auch dieser Neubau zu klein, weswegen 2007 mit dem Bau der Infrastrukturerweiterung zur Verdoppelung der Kapazitäten begonnen wurde. Rundum-Service Daily bietet drei Kernleistungen: Feinkommissionierung, Transport und Lagerlogistik von Tiefkühlprodukten. „Der Vorteil für die Kunden liegt darin, dass sie durch uns als Dienstleister variable Logistikkosten haben“, kennt Scharnreitner den Grund für den Unternehmenserfolg. Und so liest sich die Kundenliste wie das Who-is-Who der Lebensmittelbranche: Eskimo/Iglo setzte ebenso schon auf den Service von Daily wie Spar, Schöller oder ADEG/Edeka. Bei der Feinverteilung übernimmt das Unternehmen die Großhändlerfunktion, Daily erledigt alle Zwischenschritte von der Einlagerung über die Kommissionierung und die Lieferung bis hin zu modernsten EDV-Services. Sicherheit und Qualität In den Kühlhäusern herrscht eine Temperatur zwischen minus 24 und minus 28 Grad Celsius, die Mitarbeiter tragen spezielle Tiefkühl-Kleidung mit Pick-Handschuhen. Doch auch das Material wird hier auf die Probe gestellt, sämtliche Bauteile und Geräte sind auf den Tiefkühlbetrieb ausgelegt. Während im Lager die Temperaturen dank modernster Penthousekühler konstant sind, gilt es natürlich, die Ware während des gesamten Logistikprozesses auf Temperatur zu halten. „Im Jahr 2007 konnten wir nach umfangreichen Tests und intensiver Entwicklungsarbeit unser Daily-Lebensmittel-Temperatur- Sicherheitssystem (DLTS) einführen“, erklärt Scharnreitner stolz. Die Basis des Systems bildet ein RFID-Transponder im Inneren einer zertifizierten chemischen Prüfmasse, die Ein eiskaltes Händchen…. … bekommt jeder, der sich ohne Schutzkleidung ins Lager bei Daily Service begibt. Denn schließlich handelt es sich hierbei um einen unabhängigen Spezialisten für Tiefkühllogistik im Lebensmittelbereich. Redaktion: ANGELIKA THALER den Eigenschaften von Speiseeis und Fisch entspricht. „Jeder Sendung wird ein Kontroll- Paket mitgegeben. Der Fahrer kann mittels Handlesegerät überall und jederzeit abgelesen werden. So wird der gesamte Warentemperaturverlauf lückenlos dokumentiert“, nennt er die Vorteile. Am Ende jeder Tour übermittelt der Fahrer die Stoppdaten per WLAN ans System. „Trotz eines umgeschlagenen Warenwertes von 180 bis 200 Millionen Euro pro Jahr liegt der Temperaturschaden bei unter 1.000 Euro“, so Scharnreitner. „Mit diesem Kontrollsystem haben wir Meinung durch Wissen ersetzt, denn das Problem lag davor oftmals bei Fehleinschätzungen. So wurde beispielsweise bei Jahreszeitenwechseln der Temperaturpuffer unterschätzt. Heute wissen wir auch, dass in einer Tour nie zwei große Kunden hintereinander beliefert werden dürfen, da sonst die Türen des LKW zu lange offen sind“, wird er konkreter. Interview mit Alexander Scharnreitner Geschäftsführung Daily Service Tiefkühllogistik „Dank unseres Service haben unsere Kunden variable Logistikkosten.“ Alexander Scharnreitner Daten und Fakten Pro Jahr führt Daily etwa 250.000 Lieferungen durch. Dafür sind je nach Saison 25 bis 35 Mitarbeiter in zwei bis drei Schichten damit beschäftigt, die rund 2.500 verschiedenen Artikel von zirka 150 Herstellern zu manipulieren. „Die Kommissionierung erfolgt teilautomatisch in einem 3-Stufen-System“, schildert Scharnreitner, „eine Gruppe bereitet die Kommission vor, der Picker kommissioniert (Pick-to-Belt, Anm.) und der Packer räumt die Ware in den Rollcontainer. Teamfähigkeit ist die Devise, damit alles im Fluss bleibt. Daher schütten wir auch Gruppenprämien aus.“ Dank des vergrößerten Lagers stehen rund 16.000 Palettenplätze zur Verfügung. Neben etwa 30 eigenen LKW greift Daily bei der Auslieferung auch auf geprüfte Systempartner zurück. „Wir erreichen eine Auslastung von etwa 97 Prozent. Durch die Bündelung der Artikel erhält ein Kunde – beispielsweise ein Supermarkt – von uns die Tiefkühlprodukte verschiedener Hersteller in nur einer Lieferung, statt dass jeder Produzent selbst einen LKW schickt. Das spart CO2“, ist Scharnreitner umweltbewusst. Und das sogar bis zu fünf mal pro Woche, denn so häufig beliefert das Unternehmen bei Bedarf. (AT) 36 LOGISTIK express 3|2010 www.logistik-express.com

HANDEL Schon vor 120 Jahren war die Brot- Logistik wohlüberlegt. Dass sich die Ankerbrot-Fabrik auf dem Laaer Berg im südlichen Teil Wiens befindet, hat einen simplen logistischen Hintergrund. Bergab ließ sich der Transport von Brot und Semmeln in die Stadt mit den Pferdefuhrwerken mit weniger Energieaufwand bewerkstelligen. Zurück kamen die Fuhrwerke leer, und da ging es auf den Berg leichter hinauf. Ankerbrot ist heute logistisch flexibel aufgestellt und sieht in der Abwicklung der täglichen Transporte von 200 Tonnen Backwaren aller Art eine ganz wichtige strategische Kernkompetenz, wie Andreas Raub, Logistikleiter bei Ankerbrot, betont. Das Unternehmen, das der deutschen Familie Ostendorf gehört, managt die Transporte zu den eigenen Filialen und in den Lebensmittelhandel mit den eigenen LKW, weil „wir damit wesentlich flexibler in der Disposition sind und nicht externen Unwägbarkeiten ausgeliefert sind“, erklärt Raub im Gespräch mit Logistik express. Nicht nur die LKW werden in Eigenregie gemanagt, auch die Instandhaltung der Flotte bleibt im Haus, weil das kostengünstiger ist als eine Auslagerung an einen externen Fuhrparkmanager. Raub: „Die wollen auch Geld verdienen.“ Ankerbrot produziert 400 verschiedene Produkte vom Brot über Süßes bis zu Toastbrot. Allein in Wien nennt Ankerbrot rund 160 Filialen sein Eigen, die täglich mehrmals mit Frischware beliefert und von 100.000 Kunden frequentiert werden. Dazu kommen noch die Lieferungen zu den Handelsketten wie beispielsweise Spar, Rewe, Hofer oder Zielpunkt. Der Umsatz verteilt sich auf diese zwei Lieferschienen: eigene Filialen und Einzelhandel. 2008 hat Ankerbrot in Österreich mit 1.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 145 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Filialen sind die verlängerte Backstube, wohin auch Tiefkühlware gebracht Knackig bis zum Ladenschluss Wiens Großbäcker Ankerbrot transportiert täglich 200 Tonnen Backwaren. Die immer mehr werdenden nächtlichen Zustellverbote machen Bündelungsversuche zunichte. Redaktion: Markus Trostmann wird, um sie dort in den stationären Backöfen ofenfrisch aufzubacken. Denn Ankerbrot garantiert Frische und die Kunden erwarten auch noch fünf Minuten vor 18 Uhr eine krachfrische Semmel. Aufbacken im Geschäft hat sich in den vergangenen Jahren herausgebildet, wie auch in der Handelslogistik der Trend immer stärker in Richtung Bündelung der Logistik geht. Kleine Zeitfenster sind großes Problem Doch die zunehmenden Nachtanlieferverbote zu den Geschäften verhindern zunehmend das Bündelungsbemühen. Das Problem: Die gesetzlich verordneten Nachtlieferungsverbote werden immer mehr. Beinahe jeden Tag treten solche Verbote in Kraft, die vorschreiben, dass bei Geschäften eine Anlieferung erst ab 6 Uhr morgens gestattet ist. Diese Auflage hängt meist damit zusammen, dass Geschäfte umgebaut werden und seitens der Behörde eine neue Betriebsanlagengenehmigung ausgestellt wird. Sobald eine solche auf dem Tisch liegt, kommt Raub mit seinem Team in Stress, weil er dann mit den LKW möglichst alle Geschäfte ab 6 Uhr beliefern soll. Zuvor konnten die 130 täglichen Touren durch die Wiener Stadt zeitlich flexibler disponiert werden. Einen LKW um 3 Uhr morgens durch die Stadt zu schicken ist wirtschaftlicher, weil er schnell vorankommt und die Stadt in einer halben Stunde durchquert. Ab 6 Uhr morgens ist auf Wiens Straßen der Teufel los und „braucht der LKW für die gleiche Wegstrecke eineinhalb Stunden“. Das kostet mehr Treibstoff und verdreifacht den CO2-Austoß, gibt Raub zu bedenken. Nicht selten kommt es vor, dass zwei Lieferadressen nicht weit voneinander entfernt liegen, doch wenn für eine Adresse ein Nachtanlieferverbot besteht, kann nur an einer Adresse (weil ohne Verbot) um 3 Uhr abgeladen werden. Und der LKW muss zum Nebengeschäft wegen des Nachtanlieferverbots um 6 Uhr morgens noch einmal kommen. Raub ist in Gesprächsrunden mit der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer zu diesem Thema involviert und hat wiederholt auf diesen Hemmschuh hingewiesen. Hier sei die Politik gefordert, die strengen Auflagen des Nachtanlieferverbots zu überdenken, plädiert der Logistiker. (MT) www.logistik-express.com LOGISTIK express 3|2010 37

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