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LE-2-2008

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LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER

IM GESPRÄCH Ohne

IM GESPRÄCH Ohne funktionierende Logistik ist kein rentables Wirtschaften möglich. „Die Logistik ist für die Wirtschaft, was Nerven- und Blutbahnen für den Körper sind“, bringt es Christian Skaret, Geschäftsführer von econsult, auf den Punkt. „Jedes Unternehmen benötigt Logistik. Entweder es kümmert sich selbst darum, oder es zieht einen Logistik-Consulter heran, oder es tut gar nichts für die Logistik. Letztere verschwinden regelmäßig von der Bildfläche.“ In Zeiten zunehmender Wettbewerbsschärfe kann ein Unternehmen nur dann überleben, wenn es gegenüber der Konkurrenz einen Wissensvorsprung hat. Die Optimierung der betrieblichen Abläufe und die Konzentration auf Kernkompetenzen sind Voraussetzungen für die Festigung der Marktposition. Hier kommt der Consulter zum Zug, der mit seinem Wissen und zum Teil mit seiner Arbeitskraft einem Unternehmen helfen kann, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und sogar einen zeitweisen Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb zu erlangen. Was ein Logistik-Consulter können muss und wie sich die Branche derzeit präsentiert, soll im Folgenden beleuchtet werden. Logistik Consulting Führende Logistiker Österreichs standen Logistik-Express Rede und Antwort, um über die Grundlagen des Logistik Consulting Auskunft zu geben. Dabei zeigte sich: Die Wirtschaft braucht Logistik, und gute Logistik braucht Consulting. Das Ziel ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. TEXT: STEPHAN HOFSTÄTTER Consulter muss planen, rechnen und reden können Gutes Logistik-Consulting muss sich mit betrieblichen Abläufen auskennen. Univ. Prof. Peter Faller, Emeritus an der WU Wien, drückt den Sachverhalt aus wissenschaftlicher Sicht so aus: „Logistik kommt überall da ins Spiel, wo etwas bewegt wird und eine ‚planmäßige Dauerveranstaltung‘ vorliegt.“ Das betrifft von der Definition her im Prinzip jede dauerhafte und geplante Tätigkeit, nicht nur Produktion, Lagerhaltung und Transport von Waren sondern z. B. auch die Veranstaltungslogistik, die Krankenfürsorge usw. Für die Optimierung der Prozesse braucht der Logistiker eine hohe Fachkompetenz. Christian Skaret zählt drei Disziplinen auf, die jeder Logistik- Consulter beherrschen muss: Die Systemplanung, die sich mit Technologien und Automation beschäftigt; der IT-Bereich mit der Einrichtung von Lagerverwaltungssystemen, Transportoptimierungssystemen und Prognose-Tools; sowie die Kostenrechnung zur Planung der Investitions- und Betriebskosten. Neben dem Wissen über die Methoden und dem Erkennen größerer Zusammenhänge sind auch soziale Fähigkeiten des Consulters gefragt. „Ein Consulter muss mit Hilfe seiner kommunikativen Fähigkeiten bei allen Mitarbeitergruppen eines Unternehmens Verständnis für seine geplanten Veränderungen schaffen – vom Lagerarbeiter bis zum Vorstand“, sagt Wolfgang Minarik, Geschäftsführer von Arbor Management Consulting. Ohne diese Basis gemeinsamen Wissens und Einverständnisses kann kein Consulting erfolgreich sein. Denn letzten Endes müssen das Management und die Mitarbeiter die Veränderungen umsetzen und mittragen. „Es ist darauf zu achten“, ergänzt Josef Müller, Logistik-Consultant und ehemals für die Lagerverwaltung bei Billa zuständig, „dass man nach der organisatorischen Umstellung nicht wieder in die alten Fehler zurückverfällt. Daher sind Mitarbeitergespräche und betriebsinterne Schulungen Teil des Optimierungsprozesses.“ Der Faktor Mensch wird immer am wichtigsten bleiben, weil nur Menschen zum Handeln fähig sind und nur sie mit ihrem Wissen und ihrer Flexibilität dem Unternehmen den Erfolg bringen. 30 LOGISTIK express 2|2008 www.logistik-express.at

IM GESPRÄCH Know-how und Manpower für die Unternehmen Weil jedes Unternehmen sich um seine Logistik kümmern muss, d. h. Prozesse optimieren, die vorhandenen Ressourcen möglichst effektiv und effizient nützen muss, sollte logistische Kompetenz im Betrieb vorhanden sein. Bei kleineren Betrieben ist dies oft in der Person des Geschäftsführers oder Lagerleiters vereint, größere Betriebe leisten sich einen kleinen MitarbeiterInnenstab, der sich darum kümmert. Bei erheblichen Umstrukturierungen und strategischen Veränderungen, die nur alle paar Jahre vorkommen, sind die Unternehmen jedoch oft nicht am neuesten Wissensstand oder es mangelt ihnen an der nötigen Personalausstattung. Aus diesen Gründen greifen sie auf Logistik-Consulter und deren Fachexpertise zurück. Die Firma econsult bietet beispielsweise eine Art Wartungsvertrag für die Logistik großer Unternehmen an, wodurch hohe Fixkosten für eigene Logistikabteilungen gespart werden können. „Das Unternehmen macht den operativen Teil, wir kümmern uns um die Strategie“, erklärt Christian Skaret. Da kein kontinuierlicher Veränderungsbedarf besteht, wird der Consulter nur dann tätig, wenn es aufgrund von Veränderungen nötig ist. Der Bau eines neuen Zentrallagers zum Beispiel kommt nicht alle Jahre vor – hier sind das Know-how und die Arbeitskraft von Logistik- Consultern gefragt. Sie unterstützen und beraten die betriebseigene Logistikabteilung so lange, bis das Projekt fertig ist und an den Auftraggeber übergeben werden kann. Bei KMUs hingegen geht es oft schlichtweg um die grundlegenden wirtschaftlichen Faktoren, die aus Unwissenheit oder schlechten Angewohnheiten nicht beachtet werden. „In vielen Lagern liegt das Geld regelrecht am Boden“, sagt Josef Müller. „Allein durch die Optimierung der Abläufe lassen sich 20 bis 25 Prozent der Kosten einsparen – noch bevor überhaupt ein einziger Euro in bessere Technik investiert worden ist.“ Deshalb sei es der erste Schritt, bei den MitarbeiterInnen ein Bewusstsein für die Kosten, für intelligente Arbeitsabläufe und die Zusammenhänge im Betrieb zu schaffen. Die Konzentration auf Kernkompetenzen bringt den KMUs enorme Absatzchancen. Dazu sagt Univ. Prof. Peter Faller von der WU: „Großbetriebe geben unrentable Produktfelder auf, was den KMUs die Möglichkeit gibt, in Nischen einzudringen. Das wird aber nur dann Erfolg haben, wenn sie mit flexibler Kostenstruktur, zeitgemäßem Management- Know-how und mit Kooperationsbereitschaft arbeiten.“ Hier hilft der Erfahrungsschatz von Logistik-Consultern, einen Betrieb wettbewerbstauglich zu machen. „Logistik kommt überall da ins Spiel, wo etwas bewegt wird und eine ‘planmäßige Dauerveranstaltung’ vorliegt.“ UNIV. PROF. PETER FALLER Consulter haben auch den Vorteil, als Außenstehende mehr bewegen zu können. „Der Prophet im eigenen Land wird nicht gehört“, zieht Wolfgang Minarik einen Vergleich heran, „externe Berater sind eher in der Lage, sich Gehör zu verschaffen, und können wie ein Katalysator Veränderungen auslösen.“ Johann Narrenhofer, verantwortlich für die Strategie der ÖBB-Holding, erklärt, dass Consulter auch zur Absicherung von Planungen herangezogen werden: „Das verlangt der Eigentümer. Bei großen Projekten wie dem Terminal Wien-Inzersdorf holen wir externes Feedback ein und lassen das Projekt auf Plausibilität überprüfen.“ Eine Frage der Verantwortung Haarig wird es, wenn es um die Verteilung der Verantwortung geht. Von der Aufgabenstellung her gibt es eigentlich eine klare Trennlinie zwischen Management und Consulter. „Das Management ist beauftragt, das System Betrieb zu steuern, also vor seinem Existenzverlust zu bewahren“, erläutert Univ. Prof. Peter Faller, „diese Aufgabe kann nicht delegiert werden. Planung und Organisation hingegen können von beauftragten Fachleuten bearbeitet werden.“ Wenn Consulter ausschließlich analysieren und Empfehlungen abgeben, entspricht das genau diesem Sachverhalt. „Der Consulter hat keine Durchsetzungskraft“, sagt Wolfgang Minarik, „weil er kein Verantwortungsträger im Unternehmen ist.“ Und er ergänzt: „Daher nützt der beste Rat nichts, wenn das Management ihn nicht umsetzt.“ Größere Consulter bieten aber auch die Umsetzung ihrer Ideen an. In diesem Fall kann „Jedes Unternehmen braucht Logistik. Wer sich nicht darum kümmert, verschwindet wieder von der Bildfläche.“ CHRISTIAN SKARET schon von einer Verantwortung des Consulters gesprochen werden. „Wenn der Consulter intensiv in das Unternehmen eingebunden ist“, so Minarik, „gibt es sowohl größere Verantwortung aber auch größeren Handlungsspielraum. Auf jeden Fall muss die Realisierung angekündigter Ergebnisse vorher genau definiert werden“. Christian Skaret von econsult spricht sogar von einer ausschließlichen Verantwortung seiner Firma bei der Umsetzung von Projekten: „Unsere Angebote sind so detailliert formuliert, dass sie wie eine Arbeitsanleitung gelesen werden können. Die Erwartungshaltung unserer Kunden hinsichtlich Zeit, Honorar und Erfolg wird genau präzisiert. So können wir das Projekt sauber umsetzen.“ Johann Narrenhofer von den ÖBB sieht das ähnlich: „Consulter sollten auch in die Pflicht genommen werden. Schließlich handelt es sich bei großen Projekten um längere Beziehungen, die partnerschaftlich angegangen werden und wo der Consulter mit hochbrisantem Datenmaterial arbeitet.“ Daher muss auch das Vertrauensverhältnis ein gutes sein. Nach dem Motto „Gemeinsam ist man stärker“ gibt es da keine Probleme: „Erstens gibt es eine Verschwiegenheitspflicht“, sagt Christian Skaret, „und zweitens sind die Unternehmen so unterschiedlich, dass es gar nicht möglich ist, Lösungen von einem Unternehmen auf das andere zu kopieren.“ Am Zahn der Zeit Aus den genannten Gründen ist das Logistik- Consulting eine unentbehrliche Branche. Dramatische Veränderungen sieht Wolfgang Minarik keine heraufziehen: „Es ändern sich höchstens die Kostenfaktoren, die Methoden bleiben dieselben.“ Allerdings müsse man schon über den Tellerrand schauen, um am Zahn der Zeit zu bleiben. Wie alles im Leben, ist auch die Consulting-Branche Zyklen unterworfen. „Es schwankt zwischen Expansion und Rezession“, sagt Christian Skaret, „derzeit befinden wir uns auf einem Zenit und bewegen uns auf eine rezessive Phase zu, d. h. die Logistik wird sich mehr um Cost-Cutting und Rationalisierungen zu kümmern haben. Das gilt jedoch nicht für die Länder Osteuropas, die sich derzeit expansiv entwickeln.“ Manches Mal irren aber auch Logistik-Consulter – im positiven Sinn: „Bei den Vorhersagen für die Kapazitäten im kombinierten Verkehr haben sich alle Beteiligten wie blutige Laien benommen“, erzählt Johann Narrenhofer, „Experten von der WU, Consulter, die ÖBB usw. haben damals das Potenzial um sogar mehrere hundert Prozent unterschätzt.“ Man kann also immer mit positiven Überraschungen rechnen, und das macht dieses Thema so spannend. www.logistik-express.at LOGISTIK express 2|2008 31

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