Aufrufe
vor 5 Jahren

LE-1-2016

  • Text
  • Transportlogistik
  • Ecommerce
  • Jaklitsch
  • Express
  • Logistik
  • Unternehmen
  • Handel
  • Logimat
  • Industrie
  • Deutschland
  • Intralogistik
  • Software
  • Tradeworld
LOGISTIK express Fachzeitschrift

HANDEL Nur eine Frage

HANDEL Nur eine Frage der Zeit, bis Alibaba in Deutschland einsteigt Jahrelang war der Online-Handel eher die Domäne der reinen Versandhandelsspezialisten und Internet Pure Player. Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr stationäre Händler erkennen die Vorteile des Multichannel-Handels für sich. „Der Markt ist in ständiger Bewegung“, sagt der E-Commerce-Experte Bernd Kratz. Doch erfolgreich sind nur die Unternehmen, die letztlich auch die Logistikprozesse beherrschen. AUTORIN: KARIN WALTER Logistik express: Herr Kratz, im Ranking der umsatzstärksten Online-Shops liegt der amerikanische Online-Riese Amazon in Deutschland schon seit vielen Jahren unangefochten auf dem ersten Platz. Jüngst hat das Unternehmen verkündet, in ein eigenes Zustellnetz für Pakete zu investieren. Macht Ihnen diese Markmacht nicht etwas Angst? KARIN WALTER Bernd Kratz: Amazon ist in den vergangenen Jahren wahrlich sehr groß geworden. 2014 hat das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 11,9 Mrd. US-Dollar eingespielt. Trotzdem wage ich die Prognose, dass sich Amazon in Deutschland nicht auf lange Frist unangefochten an der Marktspitze halten wird. BERND KRATZ Logistik express: Wer könnte dem Giganten noch gefährlich werden? Kratz: Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis der chinesische E-Commerce-Anbieter Alibaba plant, hierzulande Fuß zu fassen. Man kann ja schon anhand einiger Meldungen aus dem vergangenen Jahr ablesen, wie konsequent sich Alibaba darauf konzentriert, insgesamt noch stärker zu werden: Zunächst die Meldung, dass sich Alibaba die Rechte am Instant-Messaging-Dienst Snapchat sichert. Danach verkündet das Unternehmen den Einstieg ins lukrative Online-Medikamentengeschäft. Kurz darauf erfolgte eine Kooperation mit China Telecom, um die Verkaufsrechte bei Billig-Smartphones zu erwerben. Wieder etwas später erfolgen der Einstieg ins Financial Service Geschäft sowie der Aufbau eines Video-Streaming-Services. Unlängst wurde offiziell verkündet, dass Alibaba im Dezember 2015 eine eigene Niederlassung in München eröffnet hat. Logistik express: Hier wird durch die Presse allerdings kolportiert, dass der Schwerpunkt darin liegt, europäischen Herstellern Marktzugangschancen ins Reich der Mitte zu offerieren ... Kratz: Da Alibaba bereits hier vor Ort ist, ist der Schritt zu einem Eintritt in den deutschen Markt aber nicht mehr weit. Und man darf bei allem nicht vergessen, dass Alibaba über starke finanzielle Mittel verfügt: Allein der China-Singles Day im vergangenen November hat dem Unternehmen einen unfassbaren Tagesumsatz von 13,7 Mrd. US-Dollar in die Kasse gespült – das ist eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber dem Singles Day 2014 (9,3 Mrd. US-Dollar). Logistik express: In den Top 10 der umsatzstärksten deutschen Online-Versender befinden sich derzeit noch verhältnismäßig wenige Multi- oder Omnichannel-Händler. Wie lässt sich das begründen? 14 LOGISTIK EXPRESS 1/2016

Kratz: Mit Tchibo, Conrad Electronic, Apple und H&M sind immerhin schon vier Multichannel-Unternehmen in den Top 10 der umsatzstärksten Online-Händler in Deutschland. In den Top 50 sind es noch einmal weitaus mehr. Das zeigt doch ganz klar, dass immer mehr stationäre Händler im stationären Handel allein keine Zukunft mehr sehen. Selbst Discounter oder Möbelhändler gehen ins Netz. Ich bin mir sicher, dass die Zahl der Marktteilnehmer aus dem Multichannel-Handel in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen wird. Logistik express: Der Löwenanteil des Marktumsatzes konzentriert sich in Deutschland allerdings auf einige wenige Unternehmen. Sehen Sie anhand der heutigen Marktverhältnisse überhaupt noch Spielräume für Bewegung? Kratz: Ich sehe in der derzeitigen Situation lediglich eine Momentaufnahme, die sich sehr schnell ändern kann. Im Online-Handel entstehen laufend neue, gute Geschäftsideen. Wer meint, der Markt sei insgesamt schon besetzt, lässt sich nur von einem punktuellen Erscheinungsbild des Marktes täuschen. Ich erwarte, dass der Gesamtumsatz im E-Commerce in den kommenden Jahren weiterhin kontinuierlich zunehmen wird. Mit der richtigen Idee und Umsetzung ist für jedes Unternehmen auch heute noch ein erfolgreicher Markteintritt ins Online-Business möglich. Logistik express: Wo sehen Sie die Erfolgsfaktoren im Multichannel-Business? Kratz: Wer sich erfolgreich positionieren will, braucht eine begeisternde Idee. Das ist der erste Punkt. Zusätzlich braucht es einen Investor, der das Vorhaben trägt. Danach gilt es, den Prozess zielorientiert zu verfolgen. Wer sich dabei verzettelt, hat aus meiner Sicht schnell verloren. Logistik express: Wie würden Sie das Einmaleins des Omnichannel-Business mit möglichst wenigen Worten zusammenfassen? Kratz: Ich sehe vier Punkte als Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Omnichannel-Business. Zum einen gilt es, auf allen Kanälen präsent sein. Zweitens müssen sich die Unternehmen so präsentieren, dass sie von den Kunden im Netz auch wirklich wahrgenommen werden. Drittens ist eine leistungsfähige IT mit den entsprechenden Datenbanksystemen gefordert. Jedes Multichannel-Unternehmen muss in der Lage sein, seine Kunden in allen Kanälen zu erkennen. Nur so ist es zum Beispiel auch möglich, Online-Retouren in den stationären Ladengeschäften entgegenzunehmen. Viertens stellt der Multichannel-Handel hohe Anforderungen an die Bestandssicherheit. Sämtliche Daten über die Produkte müssen daher über alle Kanäle hinweg in Echtzeit zur Verfügung stehen. Logistik express: Was ist in der Omnichannel-Logistik zu beachten? Kratz: Früher verfolgten sowohl der Distanzhandel als auch die stationären Händler die Strategie, ihre Logistikstrukturen zu zentralisieren. Das Multichannel-Retailing stellt dieses altbewährte Prinzip auf den Kopf. Zusätzlich zu einem zentralen Logistikstandort muss es von den Unternehmen noch zahlreiche kleinere, urbane Logistikzentren geben - eventuell sogar nur in Form von Filialen. Nur durch eine dezentralisierte Logistik lässt sich der anhaltende Trend zu Same-Day-Belieferungen befriedigen. Aber auch auf der konzeptionellen Ebene hat sich Vieles bereits verändert. Früher wurden die Auftragseingänge meist noch in Form von Batches gebündelt. Im Multichannel-Konzept muss die Logistik Realtime funktionieren. Dazu braucht es eine prozessuale Trennung der Filial- und Online-Belieferung. Zum anderen sind hochautomatisierte Logistiksysteme gefragt, mit denen es möglich ist, Aufträge in Höchstgeschwindigkeit abzuarbeiten. Logistik express: In der Realität ist es aber häufig so, dass das Fulfilment in die Hand eines Dienstleisters gegeben wird. Zu welcher Strategie würden Sie diesen Unternehmen raten? Unser einziger Trend: Ihre langfristige Optimierung. Multichannel-Lösungen und höchst flexible Systeme – so erfüllt Ihre Lageranlage alle saison- und aktionsbedingten Anforderungen. Zu wissen, welcher Trend gut ankommt, ist das Eine. Eine durchstrukturierte Lagerung und Verteilung von Bekleidung zu erreichen das Andere. Dabei unterstützen wir Sie mit Intralogistik- Lösungen, die bereits bei namhaften Bekleidungsherstellern große Erfolge verzeichnen. Steht Ihnen gut, unser System. www.dematic.com Besuchen Sie uns auf der LogiMAT: 8. - 10. März 2016. Halle 1, Stand 1H31. Wir optimieren Ihre Supply Chain 15

LOGISTIK express informiert

https://logistik-express.com

© Copyright 2023 | LOGISTIK express | MJR MEDIA WORLD