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LE-1-2014

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

JOB KARRIERE Logistik

JOB KARRIERE Logistik ist auch Frauensache! Wer den Begriff „Logistik“ hört, denkt automatisch an LKW-Fahrer, Stapler-Fahrer und Disponenten – nur selten sieht dabei jemand eine Frau vor seinem geistigen Auge. Warum eigentlich? Diese Frage stellte sich auch die Elektrotechnik-Ingenieurin Christine Reiterer... und gründete den Verein Quintlog, wo (hauptsächlich) Frauen in die Geheimnisse der Logistik-Felder eingeweiht werden. REDAKTION: ANGELIKA GABOR Lebenslanges Lernen... ständig wird man im Berufsleben mit der Tatsache konfrontiert, dass die Welt sich weiter dreht: neue Technologien, Konzepte und Theorien verändern Abläufe und Prozesse. Qualifizierung lautet das Zauberwort, das den Schlüssel zum Erfolg in sich birgt. Ein wesentliches Kriterium bei der Auswahl eines Schulungsanbieters sollte immer die Qualität sein – denn was bringt ein absolvierter Kurs, wenn man dabei nichts gelernt hat? Das Motto „außer Spesen nichts gewesen“ wäre für Kursteilnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen unerfreulich. „Ich habe bemerkt, dass hier noch ein gewisses Defizit herrscht, und dem wollte ich entgegenwirken.“, stellt die Unternehmensgründerin und Vorstandsvorsitzende fest. Zweck des Vereins ist laut Statuten „die Förderung der Aus- und Weiterbildung von gewerblichem Personal in Lagerlogistik und Warenwirtschaft“. UND: „Das Sichtbarmachen von Frauen in diesem Arbeitsumfeld“. Vielfalt und Qualität Die aktuelle Ausbildungslandschaft Österreichs sieht Reiterer eher skeptisch: „Ich glaube, dass man mehr Qualität bieten kann, als derzeit großteils auf dem Markt zu finden ist. Gerade im gewerblichen Bereich ist der Bedarf eindeutig gegeben.“ Wer sich heute beispielsweise – gerade im 2. Bildungsweg – für den in Österreich relativ neuen Lehrberuf „Betriebslogistik“ (vorher Lagerlogistik) entscheidet, hat gute Chancen, einen Job zu finden. Denn die Ansprüche der Unternehmen steigen, der Nachholbedarf ist groß. Ein Punkt liegt der diplomierten Trainerin besonders am Herzen: „Diversity leben! Die Internationalisierung bietet gute Chancen für Migrantinnen. Bei Umschulungen auf Lagerlogistik können oftmals alte Erfahrungen in neuem Kontext genutzt werden. Ein Maschinenbauer hat beispielsweise mit seinen Kenntnissen einen Vorteil als Zolldeklarant.“ Über den Tellerrand hinaus zu blicken, lautet also die Devise. Herz ist Trumpf Jeder Mutter ist stolz auf ihr Baby, und jeder Unternehmensgründer hält seine Firma für die beste. Worin also sieht Reiterer den Unterschied zwischen Quintlog und anderen Schulungsanbietern? „Wir legen Wert auf Transparenz, Qualität in der Ausbildung, Top-Praktiker als Ausbildner. Es gibt uns noch nicht so lange, und wir sind noch klein, daher können wir exakt auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.“ Nachsatz: „Und das Herz hängt dran.“ Es ist ihr ein persönliches Anliegen, als Mittler zwischen Führungskräften und gewerblichem Personal zu fungieren – denn hier ortet sie noch Verständigungsschwierigkeiten, selbst bei gleicher Muttersprache. Reiterer:„Ich möchte jeden Lagerarbeiter – egal ob Mann oder Frau – so weit qualifizieren, dass er die Anweisungen der Führungsetage verstehen und umsetzen kann. Immer wieder stelle ich fest, dass Leute fehlen, die Zusammenhänge erkennen und mit Hausverstand handeln.“ Der kleine Unterschied Ein wichtiger Faktor in sämtlichen Logistikbereichen ist die Kommunikationsfähigkeit, dicht gefolgt von vernetztem Denken. Nach der Meinung von Christine Reiterer bringen Frauen diese Fähigkeiten schon von Haus aus mit: „Jede Hausfrau macht Warenwirtschaft.“ Jede Handlung hat Folgen, ebenso jedes Nicht-Handeln. „Frauen haben einen besseren Rundumblick, wenn es um eine Handlungskette geht, und genau darum geht es in der Logistik. Männer sind dafür oft besser im Fokussieren – das ist Inseldenken.“ Ein weiterer Unterschied sei die Risikobereitschaft, wie Statistiken eindrucksvoll zeigen. „Das Thema Sicherheit darf man nicht außer Acht lassen, egal ob Staplerfahrerin oder Kranführerin, Unfälle kommen im Vergleich zu männlichen Kol- 40 LOGISTIK express Ausgabe 1/2014 www.logistik-express.com

JOB KARRIERE legen in Relation wesentlich seltener vor.“ Und Unfälle sind etwas, das Unternehmen vorzugsweise verhindern wollen, denn Christine Reiterer diese kosten Zeit und Geld. Übrigens bietet Quintlog neben Einsteiger-Trainings für Gabelstaplerfahrer(innen) auch Sicherheitsund Spezialfahrtechniktrainings für Profis an. Verstehen als Schlüssel Wer erinnert sich noch an seine Schulzeit? Wie oft wurde da vor Schularbeiten gebüffelt und auswendig gelernt... Und nach der Schularbeit war das „Wissen“ wieder weg. Aus diesem Grunde spricht sich Reiterer klar gegen das Auswendiglernen aus: „Wir möchten Menschen zum Verstehen bringen. Etwa dadurch, dass man Inhalte in Geschichten verpackt und zum Mitdenken animiert.“ Ein Beispiel gefällig? Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten in der Warenannahme und ein LKW kommt mit einer Lieferung, die sie auch gleich abladen. Tja, und dann steht da eine andere Zieladresse, der Fahrer hat sich im Ziel geirrt. Und nun? Alles wieder aufladen – das kostet Zeit, und Zeit ist Geld. Die logische Schlussfolgerung, zu der diese Geschichte bewegen will, ist klar: immer erst die Dokumente kontrollieren, ehe man tätig wird. Auch Vergleiche mit dem täglichen Leben helfen, vermeintlich komplizierte Vorgänge begreiflich zu machen: „Jeder, der schon einmal mit einer Einkaufsliste im Supermarkt war, hat im Prinzip kommissioniert. Nämlich mit einem geeigneten Behälter auf möglichst kurzen Wegen alle nötigen Artikel eingesammelt. Deshalb sind Frauen auch prädestinierte Lagerlogistikerinnen. Sie schauen daheim in den Kühlschrank, was fehlt – und erledigen dann den Einkauf, manchmal schon für die ganze Woche im Voraus.“ Nichts anderes sei die Planung im Lager, nur in etwas größeren Dimensionen. „Wichtig ist natürlich auch, das jeweilige Fachvokabular zu erlernen“, ergänzt sie. Denn letzten Endes müssen alle die gleiche Sprache sprechen. (AG) Ayse Cinar kam eher zufällig in die Logistik: als die dreifache Mutter nach der Karenzzeit einen Job mit geregelten Arbeitszeiten Ayse Cinar suchte, stieß sie auf die Kurse von Christina Reiterer – und machte „mal schnell“ die Lehre zur Lagerlogistikerin und die Lehre zur Speditionskauffrau – die sie beide mit Auszeichnung abschloss. Und wie hat ihr die Ausbildung gefallen? „Die Kurse waren äußerst praxisnah – vor allem aufgrund der Praktiken in Logistikunternehmen und Trainern, die aus der Praxis kommen. Meine damalige Trainerin Christine Reiterer – die Gründerin von Quintlog – hat mich sowohl während der ‚Lehrzeit‘ als auch danach sehr intensiv unterstützt und mich auf die Welt der Logistik sehr gut vorbereitet“, blickt sie zurück. Ihrer Meinung sind die Frauen auf einem guten Weg, die Männerdomäne aufzubrechen: „Es gibt mittlerweile doch sehr viele Frauen in der Logistik, weil wir den Anforderungen ebenfalls entsprechen. Denn wenn Logik gefragt ist, ist man bei einer Frau definitiv besser aufgehoben“ schmunzelt sie. „Es ist für mich auch immer eine große Freude, in den Führungspositionen der Logistik Frauen zu begegnen.“ Dass Frauen generell stets ihr Bestes geben und sich wesentlich mehr bemühen, liegt für sie auf der Hand: „Wir müssen uns doch beweisen, damit die Logistik nicht ewig eine Männerdomaene bleibt...“Seit knapp fünf Jahren arbeitet sie nun bei der Speditions-Partner GmbH Schneider u Peklar im Außendienst. „Das Besondere an diesem Beruf sind die Begegnungen mit interessanten Menschen. Die Herausforderungen, die bei jedem Kunden gestellt werden, wodurch man sich ständig weiterentwickelt. Und natürlich die Erfolge, die mich immer mehr aufbauen, so dass die Arbeit auch wirklich immer Spaß macht“, schwärmt sie, „eine familienfreundlichere Tätigkeit und Arbeitgeber hätte ich mir nicht aussuchen können.“ Anna Maria Kugler-Landells arbeitet in der Versandabfertigung bei Haberkorn. Sie blickt auf über 20 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Anna Kugler-Landells Logistikbereichen in verschiedensten Sparten zurück – begonnen hat alles durch einen Zufall: „Ursprünglich war ich Produktionsmitarbeiterin, aber bei der Einführung der Nachtschicht in meinem damaligen Betrieb wechselte ich in den Lagerbereich, schließlich übernahm ich die Leitung der Produktionshalle.“ Als das Arbeitsverhältnis endete, suchte sie eine Möglichkeit, im Logistikbereich tätig zu sein, fand via AMS den Kurs zur Betriebslogistikkauffrau – und schloss dadurch die Lehre ab. „Ich habe meine Liebe zu diesem Bereich entdeckt“, meint sie – und die sei auch absolut nötig, denn: „In diesem Beruf wird einem viel abverlangt, neben großer Flexibilität ist vor allem Lösungsorientierung gefragt.“ Ihrer Meinung nach haben Frauen es in diesem Bereich schwieriger, da ihnen das logistische Denken daheim selten vorgelebt wird, dabei wären wir dafür prädestiniert: „Schon zu Urzeiten waren die Männer für die Beschaffung und die Frauen für die Verwaltung und Disposition zuständig, die Männer gingen jagen und die Frauen verteilten es. So gesehen ist Logistik eigentlich mehr Frauensache.“ Und warum gilt es als Männerdomäne? „Der Ursprung der modernen Logistik liegt beim Militär, das ebenfalls eher von Männern dominiert ist. Läge der Ursprung in der Wirtschaft, sähe die Situation vielliecht anders aus“, meint sie. Im Kurs bei Quintlog hat sie sich wohl gefühlt. „Es war sehr lehrreich, und die Gruppe hat gut harmoniert. Wenn jemand in einem Bereich geschwächelt hat, war sofort die Unterstützung der Ausbilder da, und wir haben uns gegenseitig weitergeholfen“, erinnert sie sich gern zurück. Das Resultat konnte sich auch sehen lassen, sämtliche Kursteilnehmer – übrigens ausschließlich Frauen – bestanden den Kurs mit Auszeichnung. www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 1/2014 41

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