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LE-1-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

Unternehmer Der

Unternehmer Der Erfolgsweg der Austro-KMU Die Logistik express-Bestandsaufnahme: Österreichs kleine und mittlere Unternehmen haben die Krise gut gemeistert. Es gibt aber auch alarmierende Anzeichen - speziell bei der Finanzierungssituation! Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK Einige Zahlen vorweg: Nicht weniger als 307.700 bzw. 99,7 % (!) der heimischen Firmen zählten zuletzt zu den KMU. Diese Unternehmen beschäftigen hierzulande mehr als zwei Drittel der unselbstständig Erwerbstätigen und erwirtschaften 63 % der Umsatzerlöse bzw. rund 58 % Bruttowertschöpfung. Im Vergleich zur letzten einschlägigen Zählung zwei Jahre zuvor waren damit in Österreich noch einmal um 2,7 % mehr KMU am Markt tätig, was vor allem auf die Gründungsrate bei den Ein- Personen-Unternehmen zurückzuführen ist. Einigkeit bei den Parteien Noch eine Besonderheit: Über die Bedeutung der KMU sind sich eigentlich alle Parteien einig. So schließt der ÖVP-Abgeordnete Peter Haubner aus dem Mittelstandsbericht 2012 auf „eine positive Entwicklung der KMU in Österreich“ und meint, „die klein- und mittelständische Wirtschaft habe die Krise der letzten Jahre bestens gemeistert“. Sein „roter“ Widersacher Christoph Matznetter weist besonders auf die Vernetzung zwischen großen und kleinen Unternehmen hin und gibt zu bedenken, dass ohne die KMU die Exporterfolge der österreichischen Wirtschaft nicht möglich wären. Im Zusammenhang mit den Ein-Personen-Unternehmen spricht Matznetter allerdings das Problem der Armutsgefährdung in diesem Bereich an und fragt, ob die sozialen Netze ausreichen, um für diese Personen entsprechende Abfederungen zu bieten. Sein Fraktionskollege Abgeordneter Franz Riepl erinnert an die unternehmerischen Risiken und drängt auf Maßnahmen, um den Betrieben eine zweite Chance nach der Insolvenz zu ermöglichen. Auch der Abgeordnete Bernhard Themessl sieht in den KMU „das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft“, beklagt allerdings Facharbeitermangel sowie eine niedrige Neugründerquote in Österreich und stellt überdies fest, dass die KMU unter einer hohen Abgabenquote und der aktuellen Kreditklemme leiden. Die „grüne“ Abgeordnete Ruperta Lichtenecker wiederum wünscht sich eine bessere Unterstützung dieser Unternehmensform, etwa im Rahmen von ERP- Kleinkrediten, und drängt auf einfache und kostengünstige Finanzierungsmodelle. Es wird schlimmer Und die Fakten geben den Abgeordneten recht: Speziell die Kreditentwicklung verläuft derzeit laut der aktuellsten Creditreform- Umfrage unter 1.700 österreichischen KMU schleppend. Von den befragten Unternehmen, die in den vergangenen Monaten einen Kredit beantragt haben (bei jedem zweiten handelte es sich dabei um einen Investitionskredit), ist in jedem zehnten Fall (9,3 %) der Kredit abgelehnt worden. Diese Entwicklung verschärft den Eindruck, dass sich die österreichische mittelständische Wirtschaft in einer Kreditklemme befindet (46,2 %). Hinzu kommt, dass jeder Vierte (25,7 %) davon ausgeht, dass die Kreditklemme in naher Zukunft noch kommen wird - und nur jeder Fünfte (19,0 %) ist der Meinung, dass es keine Kreditklemme gibt. Die Finanzierungssituation hat sich in den vergangenen Monaten definitiv verschlechtert - mehr als 60 % der KMU orteten „verschärfte Finanzierungsbedingungen“, und nur ein verschwindend geringer Teil (1,5 %) spricht von einer Lockerung der Bedingungen für Finanzierungsanfragen bei Banken oder anderen Geldgebern. Wenn die unter schwierigen Finanzierungsbedingungen leidenden Betriebe nach den Gründen für den erschwerten Fremdkapitalzugang befragt werden, wurden in mehr als neun von zehn Fällen höhere Sicherheiten genannt (92,9 %). Weitere 29,1 % der Befragten erklärten, dass die Kreditzinsen in den vergangenen Monaten gestiegen seien. Bei jedem Fünften (21,0 %) wurde der Kredit nicht in der gewünschten Höhe und bei jedem Zehnten (9,4 %) nicht in der gewünschten Laufzeit gewährt. Besserung nicht in Sicht Die Finanzierungssituation für Unternehmen wird sich auch in den kommenden Monaten nicht wesentlich entspannen. Knapp 80 % der befragten Unternehmen erwarten, dass sie in den kommenden Monaten mehr Sicherheiten bei den Banken hinterlegen müssen. Mit einer intensiveren Prüfung des Kreditantrages rechnen 66,3 % der KMU. Und 42,2 % der Befragten kalkulieren für das kommende Jahr mit erhöhten Kreditzinsen. Denn die Banken sind ja europaweit durch die kommenden erhöhten Eigenkapitalvorschriften (Stichwort Basel III) und die damit verbundene Risikovorsorge verpflichtet, ihre Geschäftspartner verstärkt und genauer unter die Lupe zu nehmen. Das heißt für alle kreditsuchenden Unternehmen, mehr Zeit ins eigene Risikomanagement zu investieren - lange FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 6 LOGISTIK express Ausgabe 1/2013 www.logistik-express.com

UNTERNEHMER Außenstandsdauer, schlecht abgesicherte Lieferantenkredite, hohe Forderungsverluste durch Insolvenzen u. ä. schaden der eigenen Liquidität und damit auch der eigenen Bonität. Trübe Aussichten in der Grünen Mark Die steirischen KMU sehen beim mittelfristigen Ausblick eine ziemliche Eintrübung - die bei der am 10. Jänner präsentierten Konjunkturumfrage ermittelte Maßzahl liegt auf dem niedrigsten Wert seit November 2009. Außerdem glaubt fast jeder fünfte Unternehmer, dass er in den kommenden sechs Monaten den Mitarbeiterstand nicht wird halten können. „Der Motor stottert, wenn auch kein Crash zu erwarten ist“, fasst WK Steiermark-Direktor Thomas Spann die erhobenen Umfragedaten zusammen. Jedenfalls zeige das Konjunkturbarometer für die nächsten Monate eindeutig nach unten: Der Saldo aus der prognostizierten Geschäftslageeinschätzung fiel von 21,9 im Juni auf 7,2 (!) %, beim Auftragsstand ging diese Kenngröße von 20,1 auf 4,9 % zurück. Deutlich im Minusbereich rangiert die Entwicklung des Personalstands, wobei der Wert im Juni marginal unter Null lag, jetzt aber bei minus 6,2 % notiert. Anders ausgedrückt: Derzeit rechnen rund 18 % der steirischen KMU-Chefs damit, ihren Personalstand bis Jahresmitte nicht halten zu können. Nach Sparten stellt sich für Unternehmen der Branchen Handel und Transport/Verkehr die nähere Zukunft am trübsten dar, wohingegen Information/Consulting und Tourismus/Freizeitwirtschaft am positivsten gestimmt sind. Regional sind trübe Aussichten vor allem in der Oststeiermark und in der Region Obersteiermark West vorherrschend. Der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk appellierte an Bundes- und Landespolitik, mit konjunkturbelebenden Maßnahmen gegenzusteuern. Dazu gehörten Handwerkerbonus (die steuerliche Geltendmachung von Handwerkerleistungen bis 6.000 Euro, Anm.) sowie eine Kombination aus Ausgabenpauschalierung für gewerbliche Betriebe und einer Investitionszuwachsprämie. „Außerdem sollten wir die konjunkturelle Verschnaufpause für Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen nutzen“, so Herk. Lichtblick eins: In Wien gibt‘s mehr Eigenkapital Immerhin hat sich über das vergangene Jahrzehnt betrachtet die Eigenkapitalsituation der KMU zumindest in Wien gar nicht unwesentlich verbessert. Eine Studie der KMU- Forschung Austria weist für bereits 77 % der KMU ein positives Eigenkapital aus - 2003 waren es erst 65 %. Die Eigenkapitalquote beträgt im Schnitt 29 % und ist damit in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls um rund 10 % gestiegen. Ein deutlicher Wermutstropfen ist allerdings eine niedrige Investitionsbereitschaft - seit 2009 liegt die Quote im Schnitt nur mehr bei 4 % der Betriebsleistung. Für 2013 werden deshalb Wachstumsimpulse gefordert - etwa durch die Abschaffung der Gesellschaftssteuer und die dauerhafte Verlängerung der Schwellenwerte-Verordnung. Insgesamt beschäftigten die Wiener Unternehmen 554.000 Menschen - um 1,7 % mehr als 2011. Der zweite Lichtblick: Billigeres Geld Auf Initiative des Wirtschaftsministeriums haben ebenfalls Anfang Jänner die Förderbank aws und der Europäische Investitionsfonds (EIF) im Rahmen des CIP-Programmes der Europäischen Kommission eine neue Rückgarantievereinbarung abgeschlossen. „Dadurch kann die aws bis Ende 2014 ein Garantievolumen von 180 Millionen Euro anbieten, für das die Entgelte im Durchschnitt um ein Drittel reduziert werden - zum Beispiel bei Neugründungen auf 0,6 % pro Jahr“, erklärt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Auch ein KMU mit einem Finanzierungsbedarf von z. B. 250.000 Euro und mittlerer Bonität bezahlt somit nur 0,6 % Garantieentgelt. Die Reduzierung des Garantieentgelts bringt den heimischen KMU laut Mitterlehner einen finanziellen Vorteil von immerhin insgesamt 6,3 Millionen Euro, womit auch die Reichweite des Haftungsinstruments ausgeweitet werden kann. Das neue Abkommen beinhaltet im Detail die Verknüpfung von aws-Garantien mit dem europäischen Garantieprogramm CIP - Competitiveness and Innovation Programme - das durch den EIF gemanagt wird. Damit können aws-Garantien für Kredite zwischen 30.000 und 2,5 Millionen Euro für Gründer und KMU erweitert und attraktiver gestaltet werden. Noch mehr Impulse müssen her Als aktuelle wirtschaftsfreundliche Erfolge gelten, dass die GmbH light samt einer Senkung der Mindest-Köst nun endlich umgesetzt wird und dadurch Betriebsgründungen attraktiver werden sollen. Auch Verbesserungen bei Kranken- und Wochengeld für Selbständige wurden erreicht und die Gesundheitsvorsorge für Unternehmen verstärkt. Nicht zuletzt wurde die Schwellenwertverordnung (keine Ausschreibungen bis zu 100.000 Euro bei öffentlichen Aufträgen) verlängert. Allerdings gibt es nach wie vor Länder in Europa, die als Vorbild für Österreich gelten können - z. B. die Schweiz oder Schweden. Diese Staaten erwirtschaften Budgetüberschüsse, haben sinkende Staatsschulden, eine geringere Steuerlast und mehr Wirtschaftswachstum. Deshalb fordern die Experten laut Logistik Express-Recherchen weitere konkrete Maßnahmen wie z. B. die Forcierung der thermischen Sanierung, eine Verlängerung der Internationalisierungsoffensive zur Exportförderung, die Erhöhung der 400-Euro-Grenze für sofort abschreibbare geringwertige Wirtschaftsgüter auf 1.000 Euro als Bürokratieentlastung – vor allem für KMU und EPU, eine Nachfolgeregelung für den Wegfall der bisher geltenden Gaststättenpauschalierung sowie den so genannten „Handwerkerbonus“ *). Weiters gibt es gerade eine intensive Forderung der Wirtschaft im Hinblick auf einen kostenlosen Zugang der KMU für die Nutzung von Normen und für ein kostenloses Mitwirken der Firmen bei der Erstellung von Normen. Eine wesentliche Zukunftsaufgabe sei auch eine weitere Attraktivierung der dualen Ausbildung in Richtung größerer Durchlässigkeit, um die notwendigen Fachkräfte der Zukunft ausbilden zu können. Christoph Matznetter, WKÖ-Vizepräsident und Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes: „Dass wir in Österreich die bestmögliche Arbeitsmarktsituation haben, dafür gilt den Betrieben ein Riesendank.“ Faktum sei jedoch ebenso, dass „das Pflänzchen KMU der Pflege bedarf“. Das zuletzt präsentierte Wirtschaftsmaßnahmenpaket der Bundesregierung – z. B. auch mit Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten durch den Jungunternehmerfonds und Business Angel Fund – sei ein wichtiger Schritt. „Diverse Schwierigkeiten liegen aber noch vor uns“, verweist Matznetter auf die Krise im EU-Binnenmarkt. Wenig erfolgreich sei bis dato der Umgang mit der Krise in Griechenland: „Wir haben jetzt vier Jahre Krankentherapie gemacht, die nur dazu führte, dass der Patient noch schwächer wird“. Es sei jetzt dringend an der Zeit, auch auf europäischer Ebene Wachstumsimpulse für die Wirtschaft zu setzen ... *) „Handwerkerbonus“: Möglichkeit für Privathaushalte, Arbeitskosten von Handwerkern bis zu einem Höchstbetrag von 6.000 Euro steuerlich geltend zu machen. (PJ) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 1/2013 7

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