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LE-1-2012

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

GLOBALE

GLOBALE MÄRKTE Türkei: Tigerstaat am Bosporus Die großen Expressdienstleister DHL, TNT und UPS beurteilen die Aussichten für das Land am Bosporus als sehr vielversprechend. Durch die optimale Lage kann das Land die Einflüsse durch die Krise in Europa und den politischen Umschwung in den arabischen „Frühlingsstaaten“ abpuffern und auf Handelspartner in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und Russland setzen. Allein der logistische Ausbau steckt noch in den Kinderschuhen. Redaktion: DIRK RUPPIK Trotz Trotz europäischer Schuldenkrise und arabischen Frühlings ist das BIP der Türkei laut Turkstat um 8,8 Prozent im zweiten Halbjahr 2011 gewachsen. Das Land gilt unter Kennern als „kleines China“, da die Produktionskosten vergleichbar niedrig liegen. Natürlich besteht der große Vorteil des 74 Millionen Einwohner-Landes verglichen mit dem Land der Mitte in kürzeren Versorgungsketten und geringeren Risiken. Das Land investiert in den Ausbau seiner Verkehrsinfrastruktur. Seit 2009 werden laut Germany Trade & Invest (Gtai) insbesondere die Straßen- und Eisenbahnverbindungen ausgebaut. Rund 85 Prozent des Logistikumsatzes werden über den Straßentransport von Gütern erzielt. Danach folgt die Seefracht mit rund sieben Prozent. Bisher existieren allerdings noch keine verkehrstechnisch gut angebundenen Logistikzentren mit Freihandelszonen. Nun sollen nach dem Vorbild von Dubai durch die Staatsbahn TCDD integrierte Logistikdörfer in elf wichtigen Städten entstehen. Die Standorte dieser Logistikdörfer sind: Istanbul (Halkali), Izmit (Köseköy), Samsun (Gelemen), Eskisehir (Hasanbey),Kayseri (Bogazköprü), Balikesir (Gökköy),Mersin (Yenice), Erzurum (Palandöken), Konya (Kayacik), Denizli (Kaklik) und Usak. Turgut yildiz Geschäftsführer TNT Express Türkei Der Geschäftsführer von TNT Express Türkei, Turgut Yildiz, sieht die wirtschaftliche Zukunft des Landes positiv: „Die türkische Wirtschaft wächst stark und schneller als die vieler anderer Länder. Ich bin optimistisch, da die Türkei eine junge und dynamische Bevölkerung besitzt und die geografische Lage perfekt ist. Das Land hat einen kulturellen Vorteil beim Handel mit dem Nahen Osten, Afrika und den früheren UdSSR-Republiken Georgien, Aserbaidschan, Usbekistan, etc. Nachteilig ist, dass die Wirtschaft durch eine hohe Inflation und hohe staatliche Ausgaben geplagt wird. Trotzdem erwarten wir ein BIP-Wachstum von 8,2 Prozent für 2011. Das größte nach China.“ Er fügt an: „Der türkische Markt ist momentan der Krise in Europa ausgesetzt, doch aufgrund seiner guten Lage, können wir immer noch Handel mit dem Nahen Osten, Afrika und Asien betreiben.“ Die Hauptlieferländer des Landes am Bosporus sind Russland, Deutschland, China, Italien und die USA. Innerhalb Europas übernimmt Deutschland die Führungsrolle. Hauptabnehmerländer sind Deutschland, das Vereinigte Königreich, Italien, Frankreich und der Irak. „Der einzig fehlende Teil ist noch die logistische Infrastruktur im Lande, die noch weiter entwickelt werden muss. Damit sind nicht nur Straßen und Depots gemeint, sondern auch die Zollbestimmungen, die Richtlinien für Auslandsinvestitionen, etc..“, sagt Yildiz. UPS sieht die Stärken des Landes in einer wachsenden Mittelklasse, die ein starkes Wachstum der Fertigung und der Einzel- FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 38 LOGISTIK express Ausgabe 1/2012 www.logistik-express.com

Globale Märkte handelsverkäufe untermauert. Zudem wollen türkische Unternehmen zunehmend international agieren. Viele österreichische Unternehmen haben gemäß InvestTurkey die Türkei inzwischen als Wachstumsmarkt entdeckt. Die Exporte von Österreich in die Türkei stiegen von 482 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 1.064 Millionen Euro im Jahr 2010. Ähnlich verhält es sich beim Import. Im 1. Quartal 2011 wurden von Österreich Waren im Wert von über 300 Millionen Euro in die Türkei exportiert. Ein Wachstum von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2010. Die Importe nahmen um über 26 Prozent zu. Expressmarkt Der Logistikmarkt der Türkei (inklusive Luftfracht, Seeschifffahrt, Straßen- und Eisenbahntransport sowie verbundene Infrastruktur und Dienstleistungen) wächst laut Yildiz um 12-13 Prozent pro Jahr. „Als Teil des Logistikmarktes wachsen natürlich auch der inländische und der internationale Expressmarkt. Im lokalen Markt agieren hauptsächlich kleinere türkische Unternehmen. Der internationale Markt wird durch die großen Integratoren bestimmt.“ Gemäß des Geschäftsführers von DHL Express Türkei Michel Akavi liegt eine Besonderheit des Marktes darin, dass er durch das Ministerium für Außenhandel und Zollbelange geregelt wird. Akavi erklärt, dass mehr als 50 Prozent des internationalen Marktes durch DHL Express beherrscht werden. Der Rest wird gemeinsam von TNT, UPS und FedEx bedient. „Nach dem Textilbereich bedienen wir den Technologie- und Automobilsektor sowie den Baubereich und die Chemische Industrie. In 2011 hatten wir das größte Wachstum im Baubereich zu verzeichnen. Dieser Sektor nahm um 44 Prozent gegenüber 2011 zu. Danach folgen der Automobilbereich mit 37 Prozent und die Schwermaschinenbau-Industrie mit 32 Prozent Zuwachs“, erklärt er und fügt an: „Als Wermutstropfen muss ich leider einige zyklische und strukturelle Probleme nennen. Zwei wichtige strukturelle Herausforderungen sind das große Leistungsbilanzsaldo und die hohe Arbeitslosigkeit. Zyklische Probleme sind der hohe Außenhandelsüberschuss in einigen Ländern des „Arabischen Frühlings“ sowie die sinkende Nachfrage seitens der EU-Länder, aufgrund der Krise und der hohen Preise für Wirtschaftsgüter. Ich erwarte, dass unser Handelsvolumen steigt, sobald die Stabilität im Nahen Osten und Nordafrika erzielt ist.“ Akavi glaubt, dass 2012 ein hartes Jahr wird. Die Befürchtungen, die durch das Leugnen des hohen Kreditbedarfs durch Griechenland, die Abwertung von Spanien und Italien sowie den Kauf von faulen Anleihen durch Banken ausgelöst wurden, haben an den globalen Börsen zu einem Schaden von acht Billionen US-Dollar (rund sechs Billionen Euro) geführt. „Unterdessen zeigt unser Land eine erstaunliche wirtschaftliche Michel akavi Geschäftsführer DHL Express Türkei Leistungskraft. Die Türkei wird Perioden der wirtschaftlichen Depression mit minimalen Verlusten überwinden. Wir werden unser Investment in Infrastruktur und den Arbeitsmarkt weiterführen, da die Türkei sich auf ein Exportziel von 380 Milliarden Euro in 2023 zubewegt.“ Strategien für den Markt UPS besitzt in der Türkei über 230 Servicestationen, 25 Betriebsstätten sowie 1.200 Zustellfahrzeuge und 2.500 Angestellte. Täglich wird ein Flug von Istanbul nach Köln und zurück durchgeführt. Der Expressdienstleister bedient die Türkei seit 1988. Michael Harrell, Ländermanager UPS Türkei erläutert: „Unsere Strategie besteht – grob gesagt – darin, in allen Geschäftsfeldern zu wachsen. Deswegen bieten wir vertrauenswürdige und effiziente Services an. Spezifischer zur Türkei: Wir wollen hier Wege finden, um unsere Kernbereiche zu stärken und unsere Beziehungen zu Kunden zu vertiefen. Trotz eines durchgängig gemeinsamen Marktes, wird der weltweite Handel in den nächsten Jahren immer komplexer. Eine der größten Stärken von UPS ist es, Geschäftsprozesse zu vereinfachen und zu synchronisieren.“ Harrell erklärt weiter: „UPS ist der einzige internationale Expressdienstleister, der auch Inlandsdienste anbietet. Die Akquisition von Unsped in 2009 zeigt deutlich, dass wir an ein langfristiges Wachstum des türkischen Marktes glauben. Durch den Zukauf können wir auf dem Erfolg von Unsped aufbauen und er ermöglicht uns einen direkten Zugang zu unsere Kundenbasis. Zu unserem Marktanteil geben wir allerdings keine Auskunft.“ DHL ist dabei, seine „Internationale Spezialisten“-Position zu stärken. Dazu hat das Unternehmen u.a. eine neuartige Studie in den Bereichen „Information, Erziehung, Standardisierung und Zertifizierung“ begonnen. Sie wird 42 Schlüsselmärkte umfassen und mit einer Anzeigenkampagne ins Visier nehmen. 100tausend Angestellte des Unternehmens haben daher an einem Trainingsprogramm mit angeschlossener Zertifizierung teilgenommen. Zudem wird laufend in Infrastruktur, Angestellte und die Marke investiert. „DHL Express investiert und erweitert sein Service-Netzwerk in der Türkei, da wir das große Potenzial des Landes und die Möglichkeit sehen, dass es in den kommenden Jahren ein Transporthub wird“, erklärt Akavi und fügt an, dass DHL in 2011 das Servicenetzwerk ausgebaut und die Kapazität in Adana um den Faktor zehn durch die Eröffnung des neuen Servicegebäudes erweitert hat. „Im ersten Halbjahr 2011 sind wir um ungefähr 12 bis15 Prozent gewachsen. Die momentanen Versendungen erreichen zirka acht- bis neuntausend. Die Anzahl soll in 2012 auf zehntausend steigen. Zusammen sollen sich die Inbound- und die Outboundversendungen auf zwanzigtausend belaufen.“ TNT plant momentan keine Akquisitionen. „Wir bieten überwiegend Tür-zu-Tür-Services (nicht Flughafen-zu-Flughafen) und B2B-Expresszulieferdienste mit dem Fokus auf Paketen und palettierter Fracht. Weiterhin führen wir B2C-Dienste für ausgewählte Kunden durch. (DK) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 1/2012 39

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