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LE-1-2011

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Unternehmer KMU: So okay

Unternehmer KMU: So okay wie schon seit Anfang 2008 nicht mehr KMU machen in Österreich den weitaus größten Teil der heimischen Wirtschaft aus. Allerdings stehen sie vor komplexen Herausforderungen: die Krise und die Zeit danach, sich verändernde regulatorische Anforderungen, die zunehmende Bedeutung von Ratings und Risikomanagement, verstärkte Internationalisierung, neue Entwicklungen im Bereich der IT und nicht zuletzt der weltweite Wirtschaftsabschwung. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK Mit ihrer aktuellen Geschäftslage und der Konjunkturentwicklung sind die mittelständischen Unternehmen in Österreich derzeit so zufrieden wie seit Jänner 2008 nicht mehr, sagt Mag. Helmut Maukner, Country Managing Partner der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in Österreich, im Gespräch mit dem Logistik express. „Aber auch wenn sich die heimischen Betriebe von der europäischen Schuldenkrise und den wirtschaftlichen Problemen einiger europäischer Länder recht unbeeindruckt geben, so machen Probleme wie der Fachkräftemangel oder steigende Rohstoff- und Energiekosten bereiten doch Sorgen. Für viele heimische Unternehmen wird 2011 daher ein herausforderndes Jahr, das sie jedoch auf guter Basis starten können!“ Zufrieden mit der Situation im Jahr 2011 92 Prozent der mittelständischen Unternehmen sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, drei von fünf bezeichnen sie sogar als uneingeschränkt gut: Das sind die Ergebnisse des „Mittelstandsbarometers 2011“ von Ernst & Young. Die Studie wird halbjährlich durchgeführt, ihr liegt eine Umfrage unter 900 KMU im Dezember zugrunde. 37 Prozent erwarten eine weitere Verbesserung der eigenen Geschäftslage und 57 Prozent glauben, dass die Konjunktur in Österreich auch künftig anziehen wird. Angesichts der guten Konjunkturaussichten wollen die Firmen auch investieren und mehr Mitarbeiter einstellen, stoßen dabei aber zunehmend auf Probleme: drei von vier mittelständischen KMU haben Schwierigkeiten, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, und etwa zwei von drei befürchten Umsatzeinbußen aufgrund des Mangels an Fachkräften. Das könnte sich damit in Zukunft zu einer erheblichen Wachstumsbremse entwickeln. Bei den Investitionen wird es 2011 weiter leicht aufwärts gehen: 29 Prozent der Befragten planen, die Investitionsausgaben im kommenden Jahr zu erhöhen (Juli 2010: 28 Prozent, Februar 2010: 22 Prozent). Dagegen möchten nur 10 Prozent ihre Investitionsausgaben reduzieren. Auch bei den Neueinstellungen wollen die Firmen das Niveau vom Sommer 2010 in etwa halten: 26 Prozent der KMU wollen in den kommenden sechs Monaten neue Mitarbeiter einstellen (Juli 2010: 27 Prozent, Februar 2010: 17 Prozent), nur 7 Prozent ihren Mitarbeiterstand reduzieren. Maukner: „Positiv ist, dass per saldo jedenfalls ein deutlicher Anstieg bei Investitionen und Neueinstellungen zu erwarten ist. Es stehen nicht mehr nur Kostensenkungsprogramme ganz oben auf der Tagesordnung, sondern es wird auch wieder verstärkt über Innovationen, neue Produkte und Expansion nachgedacht.“ Allerdings könne man auch beobachten, dass der Aufwärtstrend sowohl bei den Geschäftsaussichten als auch bei Investitionsabsichten und Neueinstellungen zunehmend abflache. „Nach der Krise ist es recht schnell wieder aufwärts gegangen, aber lange bevor das Vorkrisenniveau vom Jänner 2008 wieder erreicht ist, sind wir nun in einer Phase, in der für Wachstum auf unternehmerischer Seite wieder deutlich mehr getan werden muss als das Nützen eines Konjunkturaufschwungs allein.“ Wachstumsbremse Fachkräftemangel Auch wenn rund ein Viertel neue Mitarbeiter einstellen will, ist die Rekrutierung kein leichtes Unterfangen: Immerhin 74 Prozent der Befragten berichtet von Schwierigkeiten, neue und qualifizierte Mitarbeiter zu finden – jeder Fünfte bezeichnet dies sogar als „sehr schwierig“. Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht: Die Mehrheit der KMU in Österreich (66 Prozent) erwartet, dass es in den kommenden drei Jahren (noch) schwieriger wird, geeignete Fachkräfte zu finden. „Immer mehr Unternehmen stoßen an ihre Wachstumsgrenzen, weil ihnen das entsprechende Personal fehlt“, warnt daher Mag. Erich Lehner, verantwortlicher Partner für die Agenda Mittelstand bei Ernst & Young. Etwa zwei Drittel der KMU (64 Prozent) befürchten, dass ein Mangel an Fachkräften zu Umsatzeinbußen führen wird – 20 Prozent der befragten Unternehmen prognostizieren sogar erhebliche Einbußen von mehr als 5 Prozent. Rund 60 Prozent der Befragten nennen die hohe Konkurrenz der Großunternehmen um Top-Talente und den generellen Mangel an solchen als wichtigste Gründe für die Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen. Auch hohe Gehaltsforderungen der Bewerber (42 Prozent), die zu geringe Attraktivität und mangelnde Bekanntheit (beide jeweils 25 Prozent) stellen nach Meinung der Unternehmen ein Problem dar. Neben dem allgemeinen Mangel an Fachkräften identifizieren 74 Prozent der Unternehmer vor allem Defizite in unserem Bildungs- bzw. Ausbildungssystem. „Zwar sind die Noten für die bundesweite Standortpolitik und die regionalen Rahmenbedingungen nach wie vor positiv, aber jene für die Bildungspolitik haben zuletzt deutlich FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 8 LOGISTIK express 1|2011 www.logistik-express.com

Unternehmer abgenommen“, kritisiert Lehner. So bewerten 31 Prozent der Befragten die Bildungspolitik in ihrem Bundesland mit „mangelhaft“ bzw. „ausreichend“ – im Februar 2010 waren es noch 21 Prozent. PAUL CHRISTIAN JEZEK Buchautor & Journalist Logistik express Redaktion Die demografische Entwicklung und die mangelnde Bereitschaft von Unternehmen, ältere Fachkräfte zu beschäftigen, wurden als weitere wichtige Ursachen genannt. „Gerade die mittelständischen Unternehmen drohen, im verschärften Wettbewerb um ein knapper werdendes Arbeitskräftepotenzial ins Hintertreffen zu geraten“, befürchtet Lehner. Große Unternehmen hätten bessere Voraussetzungen, über eine professionelle Personalentwicklung geeignete Arbeitskräfte aus den eigenen Reihen zu rekrutieren oder neue anzuwerben. Großunternehmen könnten dank ihrer höheren Bekanntheit leichter Mitarbeiter gewinnen. „KMU werden es zukünftig immer schwerer haben, sich gegen die großen Konzerne zu behaupten und Top-Fachkräfte für sich zu gewinnen. Der Fachkräftemangel könnte die österreichische Wirtschaft Milliarden kosten. Am stärksten betroffen werden die mittelständischen Unternehmen sein“, prognostiziert Lehner. Für mittelständische Unternehmen wird es daher zunehmend wichtig, schnellstmöglich Strategien gegen den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern zu entwickeln. „Die Unternehmen müssen schleunigst gegensteuern. Es reicht nicht, über fehlende Fachkräfte zu klagen und nach der Politik zu rufen. In Frage kommen z.B. innerbetriebliche Weiterbildungen, Kooperationen mit Hochschulen oder anderen mittelständischen Unternehmen aus der Region oder flexible Arbeitszeiten“, rät Lehner. Neue Technologien wie etwa intelligente Stromnetze („Smart Grids“) werden ganze Branchen revolutionieren, z.B. im Bildungswesen, im Chemiesektor, im öffentlichen Bereich, bei Transport und Logistik sowie Konsumgütern. Während neue bahnbrechende Kommunikationstechnologien die Welt weiter schrumpfen lassen, entwickeln sich Schlüsseltechnologien wie schnelle Breitbandverbindungen, Cloud Computing, Robotik sowie mobile und ferngesteuerte Sensoren. Ergänzende Dienstleistungen wie etwa Datenanalytik und Online-Sicherheit sowie konvergente Technologien gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Hier entstehen aus der Kombination bestehender Technologien wie der Bio-Informatik und der Biometrik ganz neue Geschäftsbereiche. Die konkreten Logistik express-Tipps für unsere KMU Technologische Innovationen legen die Basis für innovative Geschäftsmodelle wie Micro- Payments oder cloudbasierte Dienste in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Musik, Logistik und Transport. Fünf Maßnahmen für unsere KMU, um von den neuen Wachstumsmöglichkeiten zu profitieren: 1) Innovationen in allen Bereichen vorantreiben, durch die kommerzielle Vermarktung neuer Technologien weltweit nach innovativen Ideen suchen und Potenzial für den Massenmarkt prüfen. Offene Innovationsnetzwerke schaffen, mit denen sich die besten Ideen aller relevanten Gruppen zusammenführen lassen. 2) Die Vorteile neuer Technologien durch den Einsatz von Cloud Computing nutzen, um Kosten zu senken und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Außerdem auf fortschrittliche Analysemethoden setzen, um die Nachfrage der demographischen Entwicklung und den Kundenprofilen anzupassen. Die Technologie auch am Arbeitsplatz nutzen und sich auf die neuen IT-Trends vorbereiten. 3) Auch an ungewöhnlichen Stellen nach den Talenten von morgen suchen und Fähigkeiten sowie Wissen der Mitarbeiter auf dem neuesten Stand halten. Erfahrungen dem gesamten Unternehmen nutzbar machen, neue Skills in traditionellen Branchen ausfindig machen und Expertise im Bereich Nachhaltigkeit aufbauen. 4) Mit anderen Branchen zusammenarbeiten und das Vorgehen koordinieren, um Unternehmen, die öffentliche Hand und Nichtregierungsorganisationen an der Realisierung von erheblichen Wachstumsmöglichkeiten zu beteiligen. 5) Neue Märkte in den Wachstumsregionen erschließen, um am Aufschwung der Schwellenländer teilzuhaben und sich Wachstumsmöglichkeiten auf der ganzen Welt zu sichern. In den jeweiligen Märkten lokal auftreten, Unternehmen vernetzen und ein angemessenes internationales Geschäftsmodell entwickeln. Besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen! Die EU-Kommission will das Auftragswesen effizienter gestalten und verlangt vor allem einen leichteren Zugang von Klein- und Mittelbetrieben zu öffentlichen Aufträgen. Auf die KMU entfallen laut Schätzungen zwischen 31 und 38 Prozent des gesamten Auftragsvolumens der öffentlichen Hand. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier mahnt, den Auftragswerbern das Leben zu erleichtern: Wichtig seien ein verbesserter Zugang zu Beschaffungsmärkten, Bürokratieabbau und die Förderung der grenzüberschreitenden Auftragsvergabe in Europa. Insgesamt macht das öffentliche Auftragswesen 17 Prozent der EU- Wirtschaftsleistung aus. Diese Mittel seien vor allem angesichts der Wirtschaftskrise und knapper Kassen effizientest zu nutzen, um Wachstum und Beschäftigung zu unterstützen. Barnier kündigte einen Konsultationsprozess an, um die Vorschriften, Instrumente und Methoden zu modernisieren. Frist für die Übermittlung von Stellungnahmen zum vorgelegten Grünbuch ist der 18. April 2011. Konkret sollen die Verfahren gestrafft werden. Ökologische und soziale Belange müssten stärker berücksichtigt werden. Im Grünbuch werden auch strengere Vorschriften und bessere Sicherheitsvorkehrungen zur Verhinderung von Günstlingswirtschaft, Korruption oder Interessenskonflikten angeführt. Es wird auch die Frage gestellt, ob EU- Vorschriften eingeführt werden sollen, verpflichtend ausschließlich Produkte zu kaufen, die bestimmten ökologischen Anforderungen genügen oder ob ein bestimmter Prozentsatz des Budgets für innovative Güter und Dienstleistungen reserviert werden soll. Ferner geht es um den effizienten Wettbewerb auf den Beschaffungsmärkten und um die Verhinderung von Angebotsabsprachen. Auf einen Blick Vier kombinierbare Förderinstrumente stehen ab sofort zur Verfügung: der bewährte Innovationsscheck, der gemeinsam von Wirtschaftsministerium (BMWFJ) und Technologieministerium (BMVIT) finanziert ist, wird verlängert; die Unterstützung für die Vorbereitungskosten von F&E-Vorhaben durch ‚Projektstart‘ (BMVIT); die Förderung größerer Machbarkeitsstudien sowie die Möglichkeit der Berücksichtigung von Projektmanagementkosten in der F&E-Förderung. Besonders erfreut zeigt sich Schultz über die unkomplizierte Abwicklung für Unternehmen und dass dem Wunsch der Wirtschaft nach einem Forschungscoach inhaltlich Rechnung getragen wurde. (PJ) www.logistik-express.com LOGISTIK express 1|2011 9

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