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LE-1-2011

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LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER

MÄRKTE

MÄRKTE Firmenübernahmen florieren in Osteuropa Der Logistik- und Transportmarkt, national und international, ist und bleibt in Bewegung. Die großen, weltweit aufgestellten Logistik und Infrastrukturkonzerne werden durch den globalen Wettbewerbsdruck ihre Wachstumsoffensive weiter verstärken. Redaktion: Martin ECKERSTORFER E-Business und Globalisierung sorgen für neue Herausforderungen an die in diesem Segment tätigen Dienstleister. Flexibilität und Schnelligkeit werden immer wichtiger, fallende Grenzen verstärken den Konkurrenzdruck und immer mehr multikulturelle Konzerne entwickeln sich. Im Spiel der Kräfte des Marktes und einer konkurrenzfähigen Wettbewerbsposition hat die Entscheidung über Unternehmenskauf oder -verkauf eine zentrale Bedeutung, beides ist mit Risiken verbunden. Die osteuropäischen Marktteilnehmer vom nationalen „Platzhirschen“ oder ehemaligen Staatsspeditionsunternehmen bis hin zum Massentransporteur mit Mega-LKW Flotten stehen teilweise vor Problemen wie alten, verkrusteten Strukturen in einem gegenwärtigen politischen Umfeld des strikten Sparzwanges mit wenig Innovationsbereitschaft. Sie verlieren daher konsequent ihre Möglichkeit, weitere Marktanteile auszubauen, da zum einen große internationale Player mit neuen Systemen, Netzwerken und großen Ambitionen in die Ostmärkte drängen. Zum anderen werden immer mehr osteuropäische Industrie- oder Konsumgüterbetriebe mit investitionsstarken ausländischen Firmen fusioniert, welche eine zentrale Logistiksteuerung aus ihrem jeweiligen Headquarter bevorzugen, wo dann die Entscheidungen über die Transportvergabe fallen – so verlieren lokale osteuropäischen Transporteuren weitere Marktanteilsmöglichkeiten. Aber auch gut geführte osteuropäische Speditionen und Logistikfirmen stehen oftmals vor Nachfolgeproblemen und/oder eingeschränkter Investitionsmöglichkeit. Zudem wird die Angebotsabgabe an internationale Großkonzerne (außerhalb des teilweise lokalisierten FMCG Marktes) durch fehlende Internationalisierung fast unmöglich gemacht und daher meist nur noch von den Großen der Transportbranche abgewickelt. Mit dem starken Wachstum in den asiatischen, arabischen und südamerikanischen Märkten steigt zunehmend die Zahl der Teilnehmer am globalen Handel. Entsprechend wachsen auch die Logistikbranche und konsequenterweise die Nachfrage nach Firmen in den diversen Osteuropamärkten mit lokalem Fachwissen. Die Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden in Zukunft in noch stärkerem Maße Einfluss auf die Struktur des Transport- und Logistikgewerbes nehmen. Durch verschiedene Kooperations- und Beteiligungsformen besteht die Möglichkeit, diesen erhöhten Herausforderungen gerecht zu werden. Der Markt für Logistikübernahmen bleibt in Bewegung. Ob Mega-Deals zwischen großen „Playern“ oder kleinere, aber ebenso interessante Transaktionen die Anzahl der publizierten Übernahmen ist deutlich angestiegen. Durch diverse neue‚ erweiterte Werkbank‘ Aufgaben, als auch ‚bewegliches Lagerhaus‘ der Welt der rückt die Logistik verstärkt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Auch Finanzinvestoren entdecken die Logistikbranche für sich. Um den Erfolg einer jeden Transaktion sicher zu stellen, sind professionelle Vorbereitung und fundiertes Grundwissen in allen Phasen des komplexen M&A-Prozesses unabdingbar, da es Besonderheiten im Logis-tik-M&A-Prozess gibt, die sich aus der Notwendigkeit branchenspezifischen Knowhows für die Auswahl und Bewertung des Zielunternehmens ergeben. Selbst in Zeiten der Krise wurde vor allem im Bereich der strategischen Übernahmen weiter investiert. Gegenwärtig setzen viele kapitalstarke und internationale Konzerne auf anorganisches Wachstum in den Ostmärkten wie auch in Asien, da viele dieser Länder sehr komplex sind und ein organischer Aufbau von Null als äußerst schwierig bis unmöglich angesehen wird. Gesucht wird in allen Bereichen der Logistik von der Eisenbahn Betriebsgesellschaft über KEP Spezialisten bis hin zum klassischen Universal Spediteur, unabhängig von der Unternehmensgröße. Da auch einige Firmeneigentümer in Osteuropa mittlerweile über mehrere Standbeine neben der Logistikfirma verfügen, besteht hier auch verstärkt das Interesse zu verkaufen, um in die anderen Standbeine weiter zu investieren. Gerne werden in Osteuropa auch Joint Venture Beteiligung angeboten von Firmen, welche gutes lokales Marktwissen, als auch den entsprechenden lokalen Kundenzugang haben. Sie suchen nach potentiellen, ausländischen, größeren „Senior Partners“, um weitere Möglichkeiten durch neue IT Lösungen, weltweites Netzwerk, frisches Kapital in Kooperation zu nutzen. Die Entwicklung von und die Nachfrage nach Übernahmeobjekten in Osteuropa wird in Zukunft in Relation zu den wachsenden Märkten weiter zunehmen. Ein Treiber sind auch ausländische Direktinvestitionen aus Industrie und Handel, was Studien und Umfragen in den Industrienationen ganz klar ergeben haben. Zusätzlich werden sich Länder wie China und Indien, nebst jetzt schon Korea und Japan, ganz dezidiert durch Zukäufe und Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten in Osteuropa verstärken und so die Nachfrage pushen. (ME) FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 44 LOGISTIK express 1|2011 www.logistik-express.com

MÄRKTE Konjunktur 2011 – alles bleibt anders Im Rahmen des diesjährigen Neujahrsempfangs des BMÖ präsentierte der Wirtschaftsforschungsexperte Dkfm. Dr. Ewald Walterskirchen die Konjunkturaussichten 2011 aus seiner Sicht. Neben essenziellen globalen Fragen standen die EU und Österreich im Vordergrund. Man kann sagen: Vieles ist im Wandel, aber manches ändert sich wohl nie. Redaktion: ANGELIKA THALER Obwohl der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) sich tendenziell eher mit dem Einkauf beschäftigt, ging es bei den Präsentationen anlässlich des traditionellen Neujahrsempfangs um weitreichendere Themen. Mit Dkfm. Dr. Ewald Walterskirchen konnte ein Vollprofi auf dem Gebiet der Wirtschaftsforschung gewonnen werden, der interessante Einblicke gewährte – sei es über Asien, Österreich oder auch die Europäische Union. Asien lässt nach Nach der extremen Expansion 2010 und einem Wirtschaftswachstum von 10,5 Prozent allein in China erwartet Walterskirchen eine Abschwächung für 2011: „Es kommt zu Überhitzungserscheinungen. Nachdem die Wirtschaft jährliche Wachstumsraten von rund 10 Prozent verzeichnete, beträgt die Inflation nun 5 Prozent, die Immobilienpreise sind immens gestiegen. Um die Inflation zu bremsen, hat die Regierung die Zinsen erhöht und die Währung aufgewertet, um die Exporte einzudämmen und so die Übernachfrage zumindest kurzfristig zu bremsen.“ Arabische Krise fast ohne Auswirkung Derzeit überschlagen sich die Schlagzeilen über Unruhen und bürgerkriegsähnliche Zu- stände sowie Machtumstürze im arabischen Raum. Bis auf das starke Steigen des Ölpreises sieht Walterskirchen kaum Auswirkungen: „Typisch für Krisensituationen wie diese ist, dass der US-Dollar als sicherer Hafen für den globalen Handel angesteuert wird und damit das langfristige Schwächeln des Dollar gegenüber dem Euro aufgrund des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits kurzzeitig gestoppt ist. Natürlich fahren auch weniger Touristen in diese Gebiete, dafür fahren sie woanders hin, das trifft die Wirtschaft insgesamt nicht wirklich, es kommt nur zu Verschiebungen. Geplante Exporte jedoch sind meiner Meinung nach nur kurzzeitig betroffen. Kritisch wäre es, wenn es zu radikalen Mullah-Regimen käme, aber auch diese sind über kurz oder lang auf den Erdölexport angewiesen.“ Schuldenerlass für Griechenland? Die Wirtschaft der EU wächst trotz Euro-, Schulden- und Südeuropakrise. Für manche der Länder unter dem Rettungsschirm – wie etwa Griechenland – rechnet Walterskirchen mit einem „Haircut“, einem zumindest teilweisen Schuldenerlass. „Zwar sind die betroffenen Länder zuversichtlich, die Rückzahlung zu schaffen, aber ich erwarte im ersten Schritt eine Fristerstreckung zu niedrigem Zinssatz und dann – sollte es in ein paar Jahren immer noch starke Probleme geben – im nächsten Schritt einen Schuldenerlass wie es ihn früher bereits für Polen oder Argentinien gab. Das hängt ganz vom politischen Verhandlungsgeschick ab, beschlossen würde es bei einem Treffen der Finanzleute wie etwa dem ‚Pariser Club‘. Das wird sich in den nächsten drei bis vier Jahren zeigen. So ein Erlass trifft dann in erster Linie die Banken und all jene, die vermeintlich aussichtsreiche Staatsanleihen zu hohen Zinsen gekauft haben.“ Problemfeld Lohnstückkosten Derzeit sind die Lohnstückkosten und die Verbraucherpreise in Südeuropa noch relativ billig, eine Gefahr sieht Walterskirchen jedoch, wenn diese rascher steigen als in den restlichen EU-Ländern. „Bevor diese Länder, wie etwa Spanien, der Eurozone beigetreten sind, gab es nach starken Preissteigerungen einfach eine allgemeine Abwertung. Allerdings ist das nun nicht mehr möglich, und das stellt diese Staaten vor ein ernsthaftes Problem. Nur wenn es keine weitere Steigerung gibt, besteht die Chance, wieder wettbewerbsfähig zu werden. Bislang gab es keine Anpassung an die Nordländer, weil eine hohe Inflation niedrige Realzinsen bedeutete und somit große Investitionen in Immobilien oder auch die Infrastruktur. Auch Rumänien wird dieses Problem bekommen! Ist die Inflation einmal höher als die Zinsen, könnte es zudem zu einer neuen Immobilienblase kommen.“ Situation in Österreich Bei der generellen Konjunkturerholung ortet der Wirtschaftsforscher keine besonderen Probleme. Nur das leichte Zaudern der Industrie ist für ihn hinderlich: „Normalerweise steigen die Exporte und beflügeln die Wirtschaft, wodurch auch die Inlandsnachfrage und damit die Kapazitätsauslastung der Betriebe steigt. Derzeit halten sich jedoch die darauf normalerweise folgenden Ausrüstungsinvestitionen leider noch in Grenzen. Das Risiko ist jedoch, dass jene Unternehmen, die an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, neue Werke im günstigeren Ausland statt in Österreich errichten und damit die Konjunktur bremsen. Da Österreich in den letzten Jahren zur Stützung sehr viel in den Infrastrukturausbau investiert hat und jetzt öffentliche Bauvorhaben verschoben wurden, sieht es auf dem Bausektor eher schlecht aus. Auch die Wohnbaubewilligungen gehen merklich zurück. Dafür steigt der private Konsum langsam, aber stetig an. Um den Schuldenabbau zu finanzieren, ist dringend eine öffentliche Verwaltungsreform nötig! Doppelgleisigkeiten müssen eliminiert, dafür mehr Positionen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung geschaffen werden. Das ist ein langfristiger Prozess, aber dieser sollte besser heute als morgen beginnen“, appelliert Walterskirchen. (AT) www.logistik-express.com LOGISTIK express 1|2011 45

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